Zum Hauptinhalt springen
Zu Hause lernen

Studieren im Home-Office – so einfach, wie es klingt?

Durch Corona ändert sich auch der Uni- und Lernalltag. Ein großer Teil des Prüfungsstoffs muss nun im Home-Office durchgeackert werden – und so leicht ist das tatsächlich nicht. Diese Tipps zeigen dir, wie du deinen Tag strukturieren kannst und welche Tools und Apps dir beim Lernen helfen können.

Medizinstudentin desinfiziert sich die Hände im Home-Office.
Home-Office: Gar nicht so einfach, bringt aber auch Vorteile. ©Filadendron

Lesedauer: 4 Minuten

Ob du zum ersten Mal von zu Hause aus lernst und arbeitest oder zum ersten Mal dauerhaft nicht in die Uni gehst – mit dem Home-Office kommen neue Herausforderungen und Möglichkeiten. Klar, das Wegfallen der Anfahrt zur Uni spart Zeit und eventuell auch Geld. Und wenn du es ohnehin als Erleichterung empfindest, deinen Arbeitsrhythmus selbst bestimmen zu können und nicht so häufig abgelenkt zu werden, ist das Lernen zu Hause für dich produktiver und effizienter als in der Uni. Dann ist Home-Office natürlich ein Segen. Doch mit dieser isolierten Arbeitsweise kommen nicht alle gut zurecht. Auch wenn du als angehende Ärztin oder angehender Arzt intensives Lernen ohnehin gewöhnt bist, ist doch einiges an zusätzlicher Selbstdisziplin nötig. Vorlesungen und Seminare müssen regelmäßig online besucht werden, zu leicht verzettelt man sich in den Weiten des Internets, und wenn es kompliziert wird, sind weder Lehrende noch Mitstudierende in der Nähe, die man mal eben um Rat fragen könnte. Es ist also gar nicht schlimm, wenn du anfangs Schwierigkeiten damit haben solltest. Denn: Nur weil gerade deutlich mehr Menschen im Home-Office sind als in den vergangenen Jahren, heißt das nicht, dass es allen leichtfällt.

Risiken des Home-Office

Im Gegenteil! Eine Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts des AOK-Bundesverbands (WIdO) zeigt, dass das Home-Office unser Wohlbefinden stärker beeinträchtigt als der regelmäßige Gang ins Büro oder zur Uni. Zwar bezieht sich die Studie nicht explizit auf das Studieren im Home-Office, doch es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich einige der Erkenntnisse auch darauf beziehen lassen. So klagten beispielsweise drei von vier Befragten in der Studie über Erschöpfungszustände, Wut und Verärgerung, Nervosität und Reizbarkeit sowie über Lustlosigkeit, Selbstzweifel und Schlafstörungen – klassische Begleiterscheinungen von Stress also. Ein weiteres Phänomen, das in Deutschland sehr häufig ist: Der Präsentismus. Also um jeden Preis zeigen zu müssen, dass man anwesend ist, selbst wenn man krank ist. In der Studie berichtete je ein Viertel, entgegen ärztlichem Rat krank gearbeitet zu haben. Die liegen gebliebenen Aufgaben erledigten sie dann am Wochenende. Gut möglich also, dass viele Studierende sich im Home-Office ähnlich verhalten wie die Befragten der Studie. Denn wenn sich Studium und Privatleben zu sehr miteinander vermischen, bedeutet das: genau, Stress.

Lass dich nicht in deinem Flow stören

Um den Stressfaktor gering zu halten, ist es auf der einen Seite wichtig herauszufinden, was für ein Lerntyp du bist und was dich motiviert. Auf der anderen Seite zählt natürlich auch, dass die Rahmenbedingungen stimmen – du also immer wieder mal zwischendurch dein Herz-Kreislauf-System in Schwung bringst und idealerweise auf einem möglichst ergonomischen Stuhl sitzt. Das Wichtigste ist allerdings, dich Tag für Tag aufzuraffen und dann am Ball zu bleiben. Auch wenn es noch so verführerisch ist: Bleib nicht in der Jogginghose. Kleide dich so, als würdest du in die Uni gehen. Der psychologische Effekt: eine deutlich konzentriertere Arbeitshaltung. Das Gleiche gilt für alle Ablenkungen. Arbeite am Schreibtisch und nicht auf dem Sofa, im Bett oder in der WG-Küche. Finde die Zeitdiebe und schmeiße sie raus – du weißt selbst am besten, was dich am meisten ablenkt. Lass dich von nichts und niemandem in deinem Flow stören.

Helfende Apps und Tools

Der große Vorteil von Apps und anderen Computer-Anwendungen: Du kannst asynchron arbeiten, bist also nicht an eine bestimmte Uhrzeit gebunden. Die Online-Angebote der Unibibliotheken zum Beispiel – dort bekommst du zu jeder Tages- und Nachtzeit E-Journals, E-Books, Datenbanken oder Podcasts – sind insbesondere bei den lernintensiven Fächern wie Physiologie oder Anatomie eine große Hilfe. Natürlich findest du auch im Netz eine Fülle von Video-Repetitorien, Online-Kursen und Vorträgen zur Prüfungsvorbereitung – von Anatomie bis Zytologie, für Physikum oder Hammerexamen. Für einzelne Bereiche – etwa die Vorklinik – kannst du dir Komplettpakete zur Examensvorbereitung downloaden. Die kosten in der Regel etwas. Schätze ab, ob die Investition es dir wert ist, oder horch dich unter deinen Mitstudierenden, in Gruppen oder Chats nach Erfahrungswerten um. Und Apps? Da geht die Zahl in die Hunderte. Erst mal gilt es zu checken, welche wirklich nützlich sind. Die meisten sind interaktiv angelegt. »Spielerisch« lernen kannst du mit Quiz-Apps etwa zur Anatomie. Es geht dabei nicht nur darum, Organe, Nerven und Knochen zu treffen, sondern das so schnell und präzise wie möglich zu tun. Das Auswendiglernen geht dann (fast) wie von selbst. Apropos Knochen: Skelett- und Schädel-Apps werden in 3D und Augmented Reality angeboten und sind teilweise tatsächlich enorm realistisch. Andere Apps ermöglichen es dir, hochaufgelöste histologische Präparate gerade so anzuschauen, als würdest du sie unter einem Mikroskop betrachten. Und zahlreiche Nachschlagewerke mit integrierten Lernkarten und einem durchdachten Abfragemodus erleichtern das Lernen zusätzlich.

Meide die Isolation

Wenn du größtenteils zu Hause sitzt, wird der Kontakt zu anderen zwangsläufig weniger. Das ist auf der einen Seite in Zeiten von Covid-19 natürlich erstrebenswert, auf der anderen Seite hast du aber vielleicht noch weniger Austausch mit Freunden und vielleicht auch befreundeten Kommilitonen und Kommilitoninnen als ohnehin schon. Wenn du also To-do-Listen schreibst: Plane mit ein, auf irgendeine Art und Weise genügend Kontakt zu Menschen zu haben, die dir guttun. Bleibe unbedingt in Verbindung mit deinen Mitstudierenden und Dozentinnen und Dozenten. Beteilige dich an Vorstellungsrunden in Online-Seminaren, nimm aktiv an Diskussionen in Chatrooms teil. So gerätst du nicht in die Isolationsfalle.

Wie lange du noch mit Hybridsemestern mit einer Mischung aus Online-Lehre und Präsenzveranstaltungen vorliebnehmen musst und wann du wieder mit Kommilitoninnen und Kommilitonen dicht gedrängt im Hörsaal sitzen wirst – wer weiß das schon? Doch ob du Home-Office als willkommene Abwechslung oder als notwendiges Übel betrachtest: Mit ein paar Tricks und Kniffen kannst du auf jeden Fall viel Positives aus der neuen Situation ziehen.

 

Stichwort »sicher«: Die sogenannte Bedürfnispyramide nach Maslow zeigt auf, dass man Motivationen entwickelt, um ein höheres Level zu erreichen. Selbstverwirklichung und Individualbedürfnisse sind Wachstumsbedürfnisse und bilden die Spitze der Pyramide. Das heißt aber auch: Erst wenn die Bedürfnisse der darunterliegenden drei Stufen erfüllt wurden, hast du überhaupt Kapazitäten, um Motivation für Höheres, wie Lernen in diesem Fall, zu entwickeln. Da du den Aspekt Sicherheit beim Lernen kaum abdecken kannst, sind soziale Bedürfnisse wie Freundschaft und Partnerschaft besonders wichtig und vor allem die Grundbedürfnisse Schlaf und Essen. Also höre auf deinen Körper und nimm ihn ernst – sonst wird es sehr schwierig mit der Motivation. Die Basis ist klar? Nun zu den konkreten Tipps.

Tipp 1: Mach dir viele kleine Lernpakete

Zerteile große Aufgaben, denn anders wirst du dein Studium nicht schaffen. Im Abi ging das vielleicht und wenn du jemand bist, der schnell lernt – umso besser. Trotzdem: In deinem Studium geht es darum, die gesamte menschliche Medizin zu verstehen, und das wirst du auf diese Weise schlicht nicht schaffen. Außerdem verführen große, unbezwingbare Aufgabenberge zur Prokrastination.

Tipp 2: Kenne deine Motivatoren

Was spornt dich an, was zieht dich runter? Werde dir darüber bewusst. Wenn du deine Motivatoren und Demotivatoren kennst, kannst du damit arbeiten. Beispiel: Es nervt dich, dass du nicht rausgehen kannst, weil du lernen musst? Und du hasst es, bis in die Nacht zu lernen? Dann lerne draußen und beginne so früh, dass du abends frei hast.

Tipp 3: No pressure? Doch, bitte!

Das Lernen vor sich hinzuschieben und auf den letzten Drücker 80 Prozent des Stoffes wegzuschrubben – klingt das nach dir? Dann binde Kommilitoninnen und Kommilitonen ein und erzähle ihnen von deinen Lernplänen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass du tust, was du dir vorgenommen hast, steigt, wenn du es anderen erzählst. Schließlich steht niemand gerne als unglaubwürdig da.

Tipp 4: Nutze Gruppendynamiken für dich

In eine ähnliche Kerbe schlägt der sogenannte Hawthorne-Effekt, der grob besagt, dass wir uns unter Beobachtung anders verhalten als alleine. Man könnte auch sagen: Unsere Arbeitsleistung ist auch von sozialen Faktoren abhängig. Wenn »jemand guckt« schärfen wir unsere Sinne und bemühen uns besonders, Fehler zu vermeiden – ein Argument für Lerngruppen.

Tipp 5: Tricks dich aus

Ein kleiner Tipp fürs Arbeiten am Rechner: Forschende an der University of British Columbia in Vancouver haben herausgefunden, dass uns ein roter Bildschirmhintergrund wacher und aufmerksamer macht – ein blauer hingegen fördert die Kreativität.

Natürlich gibt es noch viel mehr Punkte, die Einfluss auf deine Motivation haben können. Ein aufgeräumter Schreibtisch, gesunde Snacks, die dich mit Energie versorgen und verschiedene Arten von Belohnungen. Das A und O ist allerdings, dass du herausfindest, was dich motiviert und du deine Grundbedürfnisse trotz hohen Lernpensums weiter im Blick behältst.

Du willst noch mehr spannende Infos rund um die Medizin erfahren?

Folge »Lass dich nieder!« auf Instagram und verpasse keine Neuigkeiten mehr.
Jetzt abonnieren!

Teaser-Spalte überspringen
Ende der Teaser-Spalte