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Berufseinstieg

Richtig bewerben für PJ, Famulatur, Weiterbildung und Stipendium

Egal ob du deine Traumstelle finden oder einfach »irgendwo unterkommen« willst: Die Medizin sticht in der Welt der Bewerbungen ziemlich heraus. Wirtschaftsexpertinnen und -experten erzählen, was es zu beachten gilt.

Eine Frau sitzt in ihrer Wohnung und sichtet Stellenausschreibungen.
Im Laufe deiner Medizinkarriere musst du dich einige Male bewerben. ©iStock/ Danilo Andjus

Lesedauer: 7 Minuten

Für Ärztinnen und Ärzte gelten auf dem Arbeitsmarkt etwas andere Spielregeln als für sonstige Berufe. Die Wirtschaftsberaterinnen Simone Denny und Katrin Krall von der A.S.I. Wirtschaftsberatung und der Marketingleiter Georg Kirschner kennen sich damit aus.Georg Kirschner und sein Team referieren regelmäßigim Rahmen der Kongresse und Webinaren der Reihe  »Operation Karriere« des Deutschen Ärzte-Verlags und für die ZEIT. »In einer Sache unterscheiden sich Bewerbungen im medizinischen Bereich maßgeblich von den meisten anderen Berufen«, sagt die zertifizierte Ärzte- und Zahnärzteberaterin, Diplom-Volkswirtin und Wirtschaftsberaterin Simone Denny. »Ärztinnen und Ärzte bekommen immer eine Stelle. Immer. Sie sind sehr gefragt. Doch: Der Arbeitsmarkt wird enger, wenn man seine Traumstelle anstrebt.« Deshalb sind sich die drei Expertinnen und Experten einig, dass es auch für Ärztinnen und Ärzte wichtig ist, sich strategisch mit seiner Traumstelle auseinanderzusetzen – von der Famulatur bis zur Bewerbung für die Weiterbildung gibt es in jedem Abschnitt unterschiedliche Besonderheiten, die es zu beachten gilt.

Die Famulatur-Bewerbung

In der Praxis:Für eine Stelle zur Famulatur darf die Bewerbung in der Regel formlos sein. Du kannst zum Beispiel in der Praxis deiner Wahl anrufen. Nenne deinen Namen, die Universität und das Studiensemester und erkundige dich höflich, ob eine Famulatur in der Praxis möglich ist. Eine gute Uhrzeit dafür ist am Nachmittag, kurz vor Beginn der Sprechzeiten. In den meisten Fällen reichen dann das kurze Telefonat und eine Bewerbung per E-Mail an die Ärztin oder den Arzt mit kurzen Angaben zu deiner Person, in welchem Semester du studierst und an welcher Uni du eingeschrieben bist.

Im Krankenhaus:

Möchtest du in ein größeres Krankenhaus, dann suche auf der Website die Kontaktdaten der Ansprechpartnerin oder des Ansprechpartners heraus, die oder der für Famulaturen zuständig ist – zum Beispiel das Sekretariat der Chefärztin oder des Chefarztes. Ist kein Name verzeichnet, hilft ein Anruf an der Pforte weiter. Erkläre dein Anliegen und lasse dich weiterverbinden. Versuche, dich nicht abwimmeln zu lassen. Die persönliche Bewerbung ist wichtig, betont Georg Kirschner: »Das ist eine Besonderheit in der Berufswelt: In den medizinischen Berufen gibt es in der Regel keine Assessment-Center. Es gibt Personalabteilungen, aber wenn man eine Stelle in einer Klinik, Praxis oder einem Medizinischen Versorgungszentrum sucht, zählt meistens der direkte Kontakt zu den Menschen, die dann auch mit einem zusammenarbeiten. Das ist wichtig zu wissen, wenn man sich zum Beispiel direkt an den Chefarzt oder die Chefärztin wendet. Viele Alteingesessene mögen Traditionen, dementsprechend sollte man bei der persönlichen Ausrichtung verschiedene Dinge beachten.«Daher sind beispielsweise Streubewerbungen auch keine gute Idee: Je stärker du dein persönliches Interesse an genau dieser Stelle verdeutlichen kannst, desto besser sind deine Chancen. In Kliniken ist es üblich, dass du dich mit einem individuellen Anschreiben – mit Angabe des Zeitraums und der gewünschten Fachabteilung – und einem tabellarischen Lebenslauf bewirbst. Auch das kann eher formlos sein und per E-Mail verschickt werden. In der Regel reichst du außerdem das Physikumszeugnis und deine Immatrikulationsbescheinigung mit ein. Die Antwort auf deine Bewerbung lässt oft nicht lange auf sich warten und du hast Gewissheit, ob es geklappt hat.

Wichtig: Vergiss nicht, dich rechtzeitig zu bewerben. Je nach Klinik wird eine Bewerbung drei bis sechs Monate im Voraus gewünscht.

Bewerbung für das PJ-Tertial

Du kannst dein Praktisches Jahr auf drei unterschiedliche Arten absolvieren. Welche das sind und was du im Einzelnen beachten musst, findest du hier. Für die üblichste Variante – die Bewerbung fürs PJ an deiner »Heimuniversität« – benötigst du folgende Unterlagen:

  • Antragsformular PJ
  • Antrag auf Zulassung zum zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (oder das entsprechende Zeugnis, falls schon vorhanden)
  • Antrag auf Überprüfung erbrachter Leistungsnachweise (also die Scheine des klinischen Studienabschnitts)
  • Famulaturbescheinigungen (Anrechnungsbescheid des Landesprüfungsamtes über Famulaturen)
  • Physikumszeugnis

Deine Unterlagen reichst du dann – je nach Uni – beim Studiendekanat oder direkt beim jeweiligen Landesprüfungsamt ein. Wichtig ist auch bei der Bewerbung fürs PJ: Behalte die Fristen im Auge! Und: Überlege dir, ob es eine Option für dich ist, dein PJ in einer Praxis zu absolvieren. Viele medizinische Fakultäten stellen auf ihren Websites eine Übersicht der allgemeinmedizinischen Lehrpraxen für das PJ zur Verfügung – hier findest du eine große Auswahl an Links für die einzelnen Bundesländer und einige gute Gründe, die für ein PJ in einer Praxis sprechen.

Bewerbung für die Weiterbildung

Die Bewerbung als Assistenzärztin oder -arzt oder als Fachärztin oder -arzt ist der Schlüssel zu deiner Traumstelle. Plane deine Wunschzukunft also früh genug, damit deine Bewerbung konkret und somit zielführender wird. Das beginnt mit der Wahl deiner Fachrichtung, da die Plätze für alle Fachrichtungen begrenzt sind. Auch die Weiterbildungsverordnung deiner zuständigen Ärztekammer solltest du dir genau ansehen. Über die Ärztekammern erfährst du übrigens auch, welche Praxen sich anbieten, wenn du deine Weiterbildung bei einer oder einem Niedergelassenen absolvieren möchtest. »Um weiterbilden zu dürfen, muss die Ärztin oder der Arzt dazu ermächtigt sein und auch die Praxis muss dafür geeignet sein«, sagt Georg Kirschner. »Die richtige Praxis sollte man sich genau aussuchen. Die Chemie muss stimmen, schließlich sind die Teams hier viel kleiner als in der Klinik.« Simone Denny ergänzt: »Die Praxis, der Standort und auch die Klientel sind wichtig. Wer sich niederlassen will und schon eine Praxis ins Auge gefasst hat, sollte hier beizeiten hineinschnuppern – während der Famulatur zum Beispiel. Wer einen guten persönlichen Eindruck hinterlässt – beim Arbeiten oder bei der Bewerbung –, hat immer bessere Chancen als ohne persönlichen Kontakt. Bei der Wahl der Praxis sollte man auch im Hinterkopf behalten, wie lange die Ärztinnen und Ärzte noch arbeiten und ob sich eventuell eine Übernahme anbietet – wenn das für einen interessant ist.«Du merkst: Der schwierigste Teil ist es, dir gut zu überlegen, was du möchtest. Wenn du eine interessante Stelle gefunden hast, bringst du deine schriftliche Bewerbung in einer Mappe vorbei oder verschickst sie. Folgende Unterlagen sollten darin enthalten sein:

  • ein Anschreiben an die Chefärztin oder den Chefarzt oder die Praxisinhaberin oder den  inhaber mit deinen Kontaktinformationen.
  • ein Lebenslauf, der deine Bildungsdaten, Auslands- und Praxiserfahrungen, Sprachkenntnisse, IT-Kenntnisse und Angaben über eine eventuelle Promotion enthält.
  • Kopien von dem Examenszeugnis und der Approbationsurkunde. Diese müssen nicht beglaubigt sein.

Georg Kirschner hat noch eine gute Nachricht für angehende Assistenzärztinnen und -ärzte: Du darfst nämlich ruhig etwas wählerisch sein. »Viele – besonders der etwas älteren Ärztinnen und Ärzte – verfassen heute noch eher konservative Ausschreibungen, die zu zwei Dritteln aus Anforderungen bestehen, aber kaum etwas darüber aussagen, was für die jungen Kolleginnen oder Kollegen drin ist.« Katrin Krall: »Für die Erwartungen, die man an die Stelle hat, ist es wichtig zu wissen, was andere so zu bieten haben – Bahntickets, Kitaplätze an der Uniklinik oder Hilfestellungen für Familien zum Beispiel.« Wenn du einen Überblick über mögliche Vorteile hast, kannst du gewisse Ansprüche in deine Verhandlungsgrundlage einfließen lassen.

Bewerbung für ein Stipendium

Besonders viel Respekt hast du wahrscheinlich vor der Bewerbung um ein Stipendium – muss man dafür nicht hochbegabt sein, ist der Wettbewerb nicht zu stark? Georg Kirschner kann teilweise beruhigen: »Klar, es handelt sich um eine Begabtenförderung. Einen besseren Examensschnitt als 1 braucht man aber nicht. Die besonderen Anforderungen an die Bewerbung ergeben sich daraus, dass die Ansprüche sehr unterschiedlich sind. Für viele alteingesessene Stiftungen zählen vor allem die Werte, für religiöse Stiftungen zum Beispiel. Und: die Tradition. Klingt komisch, aber viele erwarten nicht nur einen Lebenslauf, der ausführlicher ist als ein tabellarischer, sondern auch, dass er handschriftlich verfasst ist – weil man daraus etwas über den Charakter ablesen kann. Denn: Wenn nichts vorgegeben ist, muss man gut strukturiert sein, um auf den Punkt zu kommen.« Die drei Expertinnen und Experten empfehlen außerdem, nicht nur ein Empfehlungsschreiben mitzusenden, sondern idealerweise zwei. Je höher der Rang, desto besser? »Vor allem sollte dir die Person, die das Empfehlungsschreiben verfasst, nahestehen – damit es authentisch und ehrlich ist«, sagt Simone Denny. »Empfehlenswert ist es, sich zwei Personen zu suchen, wovon eine vor allem die persönlichen Stärken beschreibt und die andere die fachlichen. Jemand, mit dem du zusammenarbeitest und der dich schätzt, wird zwar auch auf das Fachliche eingehen, aber vor allem auf die Zusammenarbeit. Und der Doktorvater zum Beispiel bietet sich dann für den Fokus auf das Fachliche an.« Diese gewünschte Fokussierung kannst du denjenigen, die dein Empfehlungsschreiben verfassen sollen, auch durchaus mit an die Hand geben.

Neben dem Stipendium gibt es übrigens auch andere Möglichkeiten für eine Förderung im Studium – beispielsweise mit Bildungskrediten und Unterstützung der einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen. Wenn du bereits weißt, dass du dich niederlassen möchtest, gibt es hierfür noch einmal ganz gezielte Fördermöglichkeiten.

Planung ist alles

Ob man die Traumstelle bekommt, hängt davon ab, ob man sich Gedanken gemacht hat, wie diese aussehen soll. Simone Denny: »Viele Ärzte entscheiden sehr emotional. Man wählt den Hochschulort oder möchte sich dort niederlassen, wo man zu Hause ist. Aber emotionale Entscheidungen können unruhig machen. Analysen helfen dagegen! Sehr häufig höre ich: Ich würde mich gerne niederlassen, aber ich weiß nicht, ob das finanziell hinhaut. Doch das kann man im Vorfeld berechnen! Wenn man weiß, was auf einen zukommt, hat man weniger Angst. Also mach dir Gedanken, was dein Ziel ist – dann kannst du es steuern.«

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