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Patientenschauspiel

»An uns können sie nichts kaputt machen.«

Kannst du dich noch an dein erstes Gespräch mit Patient:innen erinnern? Oder steht es dir vielleicht noch bevor? Die Kommunikation mit Patient:innen kann manchmal eine richtige Herausforderung sein. Damit angehende Ärzt:innen gewappnet sind, bieten viele Universitäten mittlerweile Diagnosegespräche mit Schauspieler:innen an. Wir blicken mit zwei Patient:innenschauspielerinnen hinter die Kulissen des Trainings.

Zwei Studierende sprechen mit einer Schauspielpatientin
Im Probegespräch mit Patientenschauspieler:innen kannst du deine Kommunikationsfertigkeiten trainieren. ©iStock/Portra

Info für mich

Du möchtest dich in der Patient:innenkommunikation üben? Dann haben Gabi und Monika einen Tipp für dich: »Wir sagen den Studierenden häufig, dass sie sich ihre Mütter, Väter oder andere Verwandte in der Situation vorstellen sollen. So kann man sich besser in das Gegenüber hineinversetzen.«

Lesedauer: 5 Minuten

Kein Patient:innengespräch ist wie das andere. Manchmal musst du Menschen belastende Diagnosen überbringen, sie beruhigen. Manchmal kannst du es aber auch mit schwierigen Charakteren zu tun haben. Damit du bei deinem ersten Gespräch mit Patient:innen nicht sofort ins kalte Wasser geworfen wirst, bieten viele Universitäten Kurse mit sogenannten Patient:innenschauspieler:innen an. Mit ihnen kannst du deine Gesprächsfertigkeiten proben und lernst, zielgerichtet wichtige Informationen von den Patient:innen zu erfragen.

So läuft eine Schauspielstunde ab

Die Trainings sind häufig in Blöcken organisiert. Ein Studierender führt das Gespräch mit dem oder der Schauspielpatient:in, die übrige Gruppe beobachtet die Situation – vom Inhalt über die Rhetorik bis zur Körpersprache. »Bei uns dauern die Gespräche meist eine halbe Stunde«, so Gabi Heilmann, Mitarbeiterin der Uni Würzburg und Patientenschauspielerin. Dabei improvisieren die Schauspieler:innen ihre Symptome nicht, sondern haben festgelegte Rollen mit individuellen Symptomen und Erkrankungen. 

Kommunikation steht im Vordergrund

»Jede Rolle hat so ihre Knackpunkte, die Herausforderungen für die Studierenden darstellen,« erzählt Gabi weiter. »Wir tragen nicht nur die medizinischen Faktoren vor, sondern spielen auch verschiedene Charaktere. Und das auch nicht jedes Mal gleich, sondern es kommt auch immer auf das Gegenüber an. Wie führt er das Gespräch, und darauf springen wir dann auf. Es ist eher wie ein Kommunikationstraining.« Denn im Fokus der Trainings steht nicht nur die nüchterne Diagnose von Erkrankungen – es kommt vor allem auf deine Empathie, Wertschätzung und passende Kommunikation den Patient:innen gegenüber an. Denn das ist auch bei deinen späteren Behandlungen wichtig. »Nach den Probegesprächen gibt es dann Zeit fürs Feedback: vom  vom Dozenten oder von der Dozentin , von der Gruppe, aber auch häufig von uns – direkt aus unserer Patientenrolle heraus. Wir teilen den Studierenden zum Beispiel mit, ob wir uns was als Patient gewünscht hätten oder ob wir uns gut aufgehoben fühlten.« 

Herausfordernde Patient:innengespräche

Nicht nur Diagnosen und eine wertschätzende Kommunikation können Stolpersteine bei den Gesprächen sein – sondern auch das individuelle Verhalten der Patient:innen selbst. Monika Schiefer, die ebenfalls Schauspielpatientin an der Uni Würzburg ist, konfrontiert die Studierenden häufig mit einer launischen Patientin. »Ich spiele zum Beispiel die Frau Müller mit Bluthochdruck – und die ist alles andere als angenehm, gibt Konter und beantwortet viele Dinge nur auf genaue Nachfrage.« Ebenfalls im Repertoire: Frau Neumann, die Krebs hat – eine Rolle für Studierende in höheren Semestern. »Die Frau Neumann ist im Grunde sehr unbedarft, ein positiver Mensch und vermutet nichts Schlimmes. Bei einer Diagnose wie Krebs ist es deshalb entscheidend für den Therapieverlauf, dass sie das Vertrauen zum behandelnden Arzt fasst.« In diesen Situationen sei es besonders wichtig, ganz genau hinzusehen und die Gespräche nicht einfach enden zu lassen. Es helfe zum Beispiel schon, den Menschen anzubieten, jemanden anzurufen oder sie zu fragen, wie sie nach Hause kommen. »Das sind entscheidende Zusätze.«

Wichtiges Training

Das Gespräch mit Patient:innen geht häufig über die bloße Anreihung von Befunden hinaus und du musst viele verschiede Aspekte rund um die Behandlung beachten. Ein Training wie die Probesprechstunde kann dir dabei helfen, schon früh das richtige Gespür für deine Patient:innen zu entwickeln und in einem sicheren Umfeld aus anfänglichen Fehlern zu lernen. »Ich bin ein ganz großer Fan von diesem Programm und kann diese Kurse jedem Studierenden ans Herz legen«, so Gabi. Und Monika ergänzt: »An uns können sie nichts kaputt machen. Aber wenn bei einem echten Patienten nicht die richtigen Worte gewählt werden, dann kann man tatsächlich sehr viel kaputt machen.«

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