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Digitalisierung

Auf einen Blick: Was ist eigentlich mit der Digitalisierung?

Die Digitalisierung wird kommen oder findet schon statt. Gehörst zu denen, die das zwar ständig hören, aber nicht genau wissen, was das bedeutet? Für die Medizin im Allgemeinen und dich im Konkreten? Ein Überblick.

Ein Arzt und eine Ärztin tauschen sich per Telemedizin im Video-Chat miteinander aus.
Vernetzt hält besser: Telemedizin ist ein Beispiel dafür, wie Digitalisierung in der Praxis funktionieren kann. © iStock / AndreyPopov

Lesedauer: 3 Minuten 

Erst einmal: Wenn du den Eindruck hast, in puncto Digitalisierung nicht so richtig fit zu sein, dann bist du damit nicht alleine. Das machte auch das letzte Berufsmonitoring deutlich. Im Rahmen der Befragung durch die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), den Medizinischen Fakultätentag (MFT) und die Uni Trier wurden 14,8 Prozent der Medizinstudierenden in Deutschland befragt. Von ihnen geben nur 10,8 Prozent an, ihr Kenntnisstand sei gut. Im Bereich der Telemedizin sind es nur 3,8 Prozent. Wie kommt’s?

Verankerung an den Universitäten

Auch wenn sich vielleicht viele Studis grundsätzlich gut mit digitalen Themen auskennen oder ein Faible bezüglich neuer Technologien haben – der Platz, den die Digitalisierung, ihre Folgen und die Anwendung verschiedener Tools und Prozesse in der Lehre an den Unis einnimmt, variiert noch stark. Im Masterplan 2020, der nächstes Jahr umgesetzt wird, ist das Thema ›Digitalisierung in der Medizin‹ keiner der 37 festgelegten Punkte und genießt somit in großen Teilen der medizinischen Hochschullandschaft keine Priorität. Im Interview über den Masterplan 2020 ist die ehemalige Präsidentin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden Jana Aulenkamp ausführlich auf diese Problematik eingegangen.

Allerdings gehen einzelne Universitäten auch voran und widmet sich ausführlich der Digitalisierung. 
Die Uni Gießen beispielsweise bietet das Schwerpunktcurriculum ›Digitale Medizin, eHealth und Telemedizin‹ an und die Technische Universität Dresden startet jetzt ihr ›Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit‹. 

Beide Unis gehören zu den sogenannten Exzellenzuniversitäten. Als solche wurden im Juli zehn Hochschulen und ein Hochschulverbund ausgezeichnet. Sie erhalten nun jeweils Fördergelder zwischen 10 bis 28 Millionen Euro im Jahr. Was viele nicht wissen: Die Fördergelder, die die Exzellenzuniversitäten erhalten, sind für die Forschung vorgesehen und nicht für die Lehre. Wie viel Geld den Universitäten zur Verfügung gestellt wird, um die Digitalisierung in den Lehrplan zu implementieren, bleibt also auch bei den Exzellenzunis abzuwarten. 

Vernetzung erforderlich

Von den Unis in die Praxis: Hier ist die Digitalisierung schon etwas weiter fortgeschritten – zumindest haben niedergelassene Ärztinnen und Ärzte schon jetzt Möglichkeiten, ihre Praxis zu digitalisieren. Beispielsweise gibt es seit 2017 eine Vereinbarung zwischen der KBV und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankversicherung (GKV), die es Arztpraxen ermöglicht, Laboraufträge rein digital und papierlos an das Labor zu übermitteln. Bei anderen Tools wie KV-Connect ist – wie der Name schon sagt – die Vernetzung entscheidend. Hierbei handelt es sich um einen Kommunikationsdienst, der den sicheren Datenaustausch zwischen Ärztinnen und Ärzten, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und medizinischen Partnern wie beispielsweise Krankenhäusern ermöglicht. Die Anwendung funktioniert nur dann richtig gut, wenn möglichst viele mitmachen. Sonst ist es so, als wärst du im Freundeskreis der Einzige, der WhatsApp nutzt.

Für eine digitale Vernetzung unter Ärztinnen und Ärzten ist eine Kommunikationsstruktur erforderlich. Gesetzlich bereits vorgegeben ist, dass die Kassen bis Anfang 2021 flächendeckend die elektronische Patientenakte anbieten müssen. 

Beispiele aus der Praxis

Noch fällt die Umsetzung der Digitalisierung von Praxis zu Praxis recht unterschiedlich aus. Im Rahmen einer Umfrage der KBV (Praxisbarometer) Digitalisierung Stand und Perspektiven der Digitalisierung in der vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versorgung) mit 1.542 beteiligten Praxen kam heraus, dass Patientendokumentation, Terminplanung und Wartezeitenmanagement die Bereiche sind, die mit Abstand am stärksten digitalisiert sind. Folgende Grafik zeigt aktuelle Zahlen, Hemmnisse und Chancen auf einen Blick:
 

Unter den Praxen gibt es natürlich – wie im Bereich der Unis auch – einige, die digitaler sind als andere. 
In Baden-Württemberg beispielsweise unterstützen rund 40 niedergelassene Ärzte das Telemedizin-Projekt der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). ›DocDirekt‹ heißt es – die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte beraten hier in ganz Baden-Württemberg via Telefon, App oder Videochat. Dr. Martina Hartmann und Sven Supper haben an dem Projekt teilgenommen  nd auf lass-dich-nieder.de über ihre Erfahrungen gesprochen. 

Außerdem hat sich der Allgemeinmediziner Sebastian Winckler aus Schleswig-Holstein bereits auf lass-dich-nieder.de in einem Interview klar zur Digitalisierung bekannt. Er schwört darauf, dass digitale Anwendungen den Alltag in der Hausarztpraxis um vieles einfacher machen.

Verschlechtert sich die Kommunikation in der Praxis?

Die Einschätzung von Sebastian Winckler deckt sich mit denen der Medizinstudierenden, die im Berufsmonitoring befragt wurden: 77,2 und 75,7 Prozent glauben, dass sich die Diagnose und die Arbeitsorganisation durch eine digitalere Medizin verbessert. 51,2 und 47,7 Prozent befürchten hingegen, dass sich das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient sowie die Arzt-Patienten-Kommunikation verschlechtern wird. Speziell auf diesem Gebiet soll sich im Rahmen des Masterplans 2020 allerdings einiges tun, Stichwort »Kompetenzorientierte Ausbildung«. Vielleicht klappt’s dann auch mit der Digitalisierung.
 

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