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Selbstständig und vernetzt

Was sind Praxisnetze?

Jede:r dritte Mediziner:in engagiert sich in einem Praxisnetz. Was steckt dahinter und warum sind Praxisnetze gerade bei jungen Kolleg:innen so beliebt?

Ein Arzt unterhält sich mit seiner Kollegin.
In einem Praxisnetz herrscht reger Austausch unter den Kolleg:innen verschiedener Fachrichtungen. ©iStock/Ridofranz

Lesedauer: 5 Minuten

Selbstständig und doch bestens vernetzt. Das beschreibt die Praxisnetze ziemlich gut. Doch was genau ist ein Praxisnetz? In einem Praxisnetz schließen sich Mediziner:innen und Psychotherapeut:innen regional zusammen, um die kollegiale Kooperation zu intensivieren und die Versorgung der Patient:innen zu verbessern.

Allgemeine oder spezifische Praxisnetze

Dabei kann es sich um ein Praxisnetz handeln, das die gesamte Population der jeweiligen Region im Blick hat oder aber sich auf ganz spezifische Erkrankungen konzentriert. Ziel ist es immer, eine interdisziplinäre, wohnortnahe und ambulante Versorgung gemeinsam zu gewährleisten.

Idealer Einstieg für junge Mediziner:innen

Ein Engagement in einem Praxisnetz bietet gerade Nachwuchsärzt:innen die Möglichkeit, sich zu Beginn der Niederlassung intensiv mit Kolleg:innen auszutauschen und Unterstützung zu erfahren. Auch die Balance zwischen Familie und Praxisübernahme ist mit der Expertise eines Praxisnetzes oft einfacher.

Feedback unter Kolleg:innen

Regelmäßiges Feedback zu Behandlungen, strukturierte Abläufe bei Überweisungen, Potenzialanalysen und dadurch eine größtmögliche Effizienz bieten nicht nur den Patient:innen die bestmögliche Versorgung, sondern auch den Ärzt:innen ein gutes Arbeitsumfeld. Auch wenn Praxisnetze in erster Linie auf die Bedürfnisse der Patient:innen einzahlen, ist das Netzwerk für die behandelnden Mediziner:innen ein wertvoller Raum für Austausch und Unterstützung.

Offizielle Anerkennung der Praxisnetze

Auch die Politik erkennt den Nutzen von Praxisnetzen – das Praxisnetz wurde in das Fünfte Sozialgesetzbuch aufgenommen (§ 87b). Besonders förderungswürdige Netzwerke erhalten ein gesondertes Budget. Wann ein Praxisnetz dieses Kriterium erfüllt, hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in einer bundesweiten Rahmenvorgabe festgelegt. An dieser richten sich die regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) bei der Vergabe von Anerkennungen. Dazu zählen:

  • Größe des Praxisnetzes
    Mindestens 20, aber höchstens 100 vertragsärztliche und psychotherapeutische Praxen können ein Praxisnetz bilden. Dabei sind mindestens drei Fachgruppen Pflicht, darunter immer auch Hausärzt:innen.

  • Versorgungsgebiet und Kooperationen
    Ein großes Ziel ist die wohnortnahe Versorgung, deshalb deckt das Praxisnetz ein zusammenhängendes Gebiet ab. Das ist gerade in Regionen, in denen die Zahl der Mediziner:innen sinkt, immens wichtig. Zudem ist eine Kooperationsvereinbarung mit anderen medizinischen Dienstleistern wie Kliniken, Physiotherapeut:innen oder Logopäd:innen Pflicht. 

  • Rechtsform
    Ein Praxisnetz muss immer in einer Rechtsform gegründet werden. In einer Personengesellschaft, einer eingetragenen Genossenschaft, einem eingetragenen Verein oder in einer GmbH. Vor Zulassung muss diese Form bereits zwei Jahre bestehen.

  • Standards und Management
    Damit eine Kooperation erfolgreich ist, müssen sich alle Mitglieder eines Praxisnetzes gemeinsamen Standards verpflichten. Um anerkannt zu werden, ist außerdem eine Geschäftsstelle, ein:e Geschäftsführer:in sowie eine ärztliche Leitung zu benennen.

Hilfe bei der Gründung

Möchtest du mit Kolleg:innen ein Praxisnetz gründen, solltet ihr euch in jedem Fall professionelle Unterstützung holen. Dies können ein Rechtsbeistand oder erfahrene Praxisnetzmanager:innen sein. Auch deine KV oder die Agentur deutscher Arztnetze können dich beraten und wertvolle Tipps geben.

Tritt einem Praxisnetz bei

Du möchtest kein eigenes Praxisnetz gründen, aber einem bestehenden Netzwerk beitreten? Dann kannst du das Praxisnetz deiner Wahl kontaktieren und einen Mitgliedsantrag stellen. Verschaffe dir einen Überblick über die bereits anerkannten Praxisnetze und erfahre mehr über die Rahmenvorgabe und Meldestellen.

 

Über die Autor:innen

Das Redaktionsteam der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist die Dachorganisation aller 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und vertritt die Interessen von Vertragsärzt:innen und Psychotherapeut:innen auf Bundesebene. Auf »Lass dich nieder!« gibt das Redaktionsteam Medizinstudierenden nützliche Tipps rund ums Studium und teilt Erfahrungen und Fakten rund um die ärztliche Niederlassung.

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