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Arzt-Patienten-Kommunikation

So schaffst du als Ärztin oder Arzt Vertrauen

Die Befunde sprechen eine eindeutige Sprache, doch die Patientin oder der Patient schwört, schlechte Angewohnheiten umgestellt zu haben? Diese Fälle werden dir als niedergelassenem Arzt oder niedergelassener Ärztin häufig begegnen. Prof. Dr. Wolfgang Kölfen gibt Tipps für eine ehrliche Kommunikation.

Eine Ärztin untersucht einen Patienten.
Dass Patientinnen und Patienten flunkern, passiert gar nicht mal so selten. Kein Grund, dem wie Sherlock Holmes auf die Spur zu gehen, sondern eine Chance, eine ärztliche Vertrauensbasis zu schaffen. ©iStock/Portra

Lesedauer: 5 Minuten

Regelmäßige Tabletteneinnahme, mehr Bewegung, weniger Alkohol oder Nikotin – als Ärztin oder Arzt in deiner eigenen Praxis wirst du häufiger solche oder ähnliche Empfehlungen aussprechen. Aber halten sich deine Patientinnen und Patienten auch daran? »Es geht ja hier nicht darum, Patientinnen und Patienten zu überführen«, stellt Prof. Wolfgang Kölfen klar. Der Chefarzt der Mönchengladbacher Kinder- und Jugendklinik weiß aber, wie eine gelungene Kommunikation mit deinen Patientinnen und Patienten aussehen sollte, damit es gar nicht erst zu solchen Fragen kommt.

Empowerment durch Kommunikation

Die Hauptaufgabe der Ärztin oder des Arztes ist es, Patientinnen und Patienten einerseits ganz sachlich über Diagnosen aufzuklären, aber auch, sie im Gespräch zu leiten und zu ermutigen. »Neudeutsch spricht man von Empowerment«, sagt Prof. Kölfen. Wie schaffst du es also, dass deine Patientinnen und Patienten dir so vertrauen, dass sie gar kein Interesse daran haben, dich anzuflunkern? Nach Prof. Kölfen musst du auf Augenhöhe kommunizieren. Das schaffst du durch diese drei Regeln:

  • Körpersprache
  • Empathie
  • aktives Zuhören

Körpersprache einsetzen und lesen

Durch deine Körpersprache als Ärztin oder Arzt drückst du aus, dass du fokussiert und interessiert bist. Sprich: Kein nervöses Herumgerenne in der Praxis, keine Ablenkung durch Computer oder Akten, sondern Blickkontakt und zugewandte Haltung. Auch die Patientin oder der Patient drücken durch Gestik und Mimik aus, ob sie besonders nervös oder ängstlich sind.

Empathie ist der Schlüssel der Arzt-Patienten-Kommunikation

»Nur wenn ich Empathie zeige, dann erzählt mein Gegenüber ganz offen«, sagt Prof. Kölfen. »Dann erfahre ich Dinge, die sonst hinten runtergefallen wären. Ganz nach dem Motto: Hier interessiert sich ja wirklich jemand für mich.« Dann könne es auch sein, dass der Patient nicht nur von seinen Magenschmerzen berichtet, sondern auch, dass er seit Wochen nicht mehr gut schlafen kann.

Rückfragen stellen

Als Ärztin oder Arzt solltest du zuhören können –und zwar aktiv. »Ich muss genaue Rückfragen stellen, wie genau ist etwas passiert, seit wann. Und dann fasse ich zum Schluss noch mal zusammen«, sagt Prof. Kölfen. Deine Sprache sollte dabei klar und konkret sein, arbeite gerne mit Beispielen.

Motivierende Kommunikation

Beispiel: Deine Patientin oder dein Patient hat erhöhte Blutwerte und ein Diabetes droht. Du legst nahe, dass eine Veränderung der Lebensgewohnheiten wichtig ist für eine erfolgreiche Behandlung. Wie erreichst du das? Prof. Kölfen: »Nicht mit Vorschriften. Das kann ich gleich lassen. Dann wird der Patient auch nicht erzählen, dass er doch mehr trinkt als angegeben oder eben nicht angefangen hat, mehr Spaziergänge zu unternehmen.« Natürlich musst du sachlich erklären, welche Gefahren diese Erkrankung mit sich bringt. »Dann ist es meine Aufgabe, über motivierende Gesprächsführung ein neues Verhalten in Gang zu bringen. Und zwar ganz realistisch, Schritt für Schritt. Der Patient soll in einen Arbeitsmodus kommen, der dann immer weiter gesteigert werden kann.«

Du bist der Coach

Wichtig ist, dass auch Teilerfolge Riesenerfolge sind. Wenn du empathisch kommunizierst, dann wirst du in der Regel auch nicht angeflunkert, sagt Kommunikationstrainer Kölfen. »Denn das wäre bei einem guten Verhältnis dann unangenehm. Natürlich gibt es schwierige Patienten, bei denen man an Grenzen stößt. Das ist aber die Ausnahme.« Die Ärztin oder der Arzt sei vor allem Coach. Willst du wissen, ob es wirklich zu den vereinbarten Aktivitäten kam, dann sage: »Wie klappt es, viele meiner Patientinnen und Patienten haben gerade große Probleme damit.« Häufig kommt dann ein ehrliches »Ja, ich habe das auch nicht geschafft«. Dann kann man gemeinsam überlegen, warum das so ist.

Zeit einsparen

Dass Ärztinnen und Ärzte häufig anführen, dass in der eigenen Praxis die Zeit für diese Art der Gespräche zu knapp ist, lässt Prof. Kölfen nicht gelten: »Im Endeffekt spare ich Zeit, indem ich unnötige Wiederholungen vermeide. Klappt das nicht, muss ich auch meine Arbeitsweise hinterfragen. Warum schaffe ich es nicht zu motivieren. Als Arzt bin ich erst mal in der Bringschuld.«

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