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Zukunft der Medizin

»Die Wünsche der Medizinstudierenden sind keine Eintagsfliegen.«

Was wünschen sich Medizinstudierende für ihre Zukunft? Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat sich in einer deutschlandweiten Befragung umgehört. Erfahre jetzt die wichtigsten Ergebnisse und was sie über die Zukunft der ambulanten Versorgung in Deutschland aussagen.

Medizinstudierende diskutieren in der Eingangshalle ihrer Uni.
Als Arzt oder Ärztin hast du viele Möglichkeiten, deinen Job auszuüben – deine Entscheidung ist jedoch relevanter, als du denkst.

Wo lasse ich mich nieder? Soll es eine Einzelpraxis werden oder gründe ich gemeinsam mit Kolleg:innen? Und auf welche Fachrichtung will ich mich spezialisieren? Als Arzt oder Ärztin hast du viele Möglichkeiten, deinen Job auszuüben. Jedoch: Welche Entscheidung du fällst, ist nicht nur für dich relevant. Sie hat auch Einfluss auf die gesundheitliche Versorgung in Deutschland. 

Aus diesem Grund hört sich die KBV regelmäßig unter Studierenden um. Das Ergebnis: Ein Berufsmonitoring, das einen Einblick in die Ziele, Wünsche und Forderungen von Medizinstudierenden gibt – und Prognosen über die ambulante Versorgung in Deutschland ermöglicht. Erfahre jetzt die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage und die daraus gewonnenen Erkenntnisse von Expert:innen der deutschen Gesundheitslandschaft. 

Die Allgemeinmedizin liegt im Trend

Bereits zum vierten Mal hat die KBV in Zusammenarbeit mit der Universität Trier eine deutschlandweite Befragung von Studierenden organisiert. Die Fragen beantwortet haben über 8.000 aller Medizinstudierenden an fast allen Universitäten in Deutschland – vielleicht hast du sogar selbst an der Umfrage teilgenommen? Eine Besonderheit: Zum ersten Mal bezieht die Studie auch eine kleine Kohorte aus der Schweiz und Frankreich mit ein, mit überraschenden Vergleichen. Die Trends unter den deutschen Studierenden setzen sich im vierten Lauf der Studie hingegen weitgehend fort. Dazu hat Miriam Wawra, Präsidentin der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), eine klare Meinung: »Das Berufsmonitoring zeigt, dass viele Prioritäten und Wünsche der Studierenden keine Eintagsfliegen sind, sondern sie Veränderung benötigen, um ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem zu haben.« 

Neugierig? Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem aktuellen Berufsmonitoring: 

  • Mit einem Plus von 1,5 Prozent interessieren sich insgesamt 36,8 Prozent Studierende in Deutschland für eine Tätigkeit in der Allgemeinmedizin
  • Im Gegensatz zu ihren europäischen Kommiliton:innen aus der Schweiz und Frankreich will ein Großteil der deutschen Medizinstudierenden in Zukunft lieber in ihrer Heimatregion praktizieren
  • Rund 44 Prozent der Studierenden sind sich sicher, nicht auf dem Land praktizieren zu wollen
  • Eine Anstellung wird unter deutschen Medizinstudierenden immer beliebter 

Einen ersten Überblick über die Ergebnisse der Studie findest du kostenfrei auf der Website der KBV. Die detaillierten Ergebnisse erscheinen dann Anfang kommenden Jahres. 

Die ambulante Unterversorgung ist ein europaweites Problem

Auch wenn das wachsende Interesse an dem Fach Allgemeinmedizin eine erfreuliche Nachricht ist, so bedeutet das schwächelnde Interesse an der eigenen Niederlassung und der Arbeit auf dem Land eine mögliche Hürde für die zukünftige ambulante Versorgung. Ein Problem, dass jedoch nicht nur in Deutschland aufkeimt – viele Länder in Europa sind von einem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen bedroht. Viele Mediziner:innen wandern ab, und wie bei uns ist auch die Versorgung auf dem Land ein Problemkind. Deshalb beschäftigt sich auch die Europäische Union mit der Fragestellung, wie die medizinische Versorgung von Portugal bis Zypern gewährleistet werden kann. Lösungen sollen diverse Arbeitsgruppen liefern, die sich über verstärkte Investitionen im Gesundheitssektor und bessere Arbeitsbedingungen beratschlagen. Hier findest du einen Überblick über die europäischen Initiativen.

Mehr Sichtbarkeit für ambulante Versorgung im Studium

Die Ergebnisse des aktuellen Berufsmonitorings zeigen: Die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin wird zwar immer beliebter, es fehlt aber häufig noch das Interesse an einer selbstständigen Tätigkeit im ambulanten Sektor. Großes Potenzial sieht Katharina Freitag, nationale Koordinatorin medizinische Ausbildung der bvmd, in einer stärkeren Präsenz der betroffenen Berufsfelder unter Studierenden: »Wir halten es für wichtig, dass durch eine größere Sichtbarkeit der ambulanten und auch der landärztlichen Versorgung schon im Studium sich die Studierenden davon einen besseren Eindruck machen können.« Recht geben ihr auch die Zahlen des Berufsmonitorings: Dort zeigte sich, dass Studierende aufgeschlossener gegenüber einer ambulanten Tätigkeit sind, je mehr sie in direkten Kontakt damit kommen – etwa in Famulaturen oder dem Praktischen Jahr.

Hoffnungsschimmer sei laut Freitag auch die neue Approbationsordnung, die einen verpflichtenden Teil des PJs in der ambulanten Tätigkeit vorsieht. Zudem gäbe es zunehmend mehr Schnittstellen und Modellstudiengänge in Deutschland, die Studierenden bessere Einblicke in die Praxis ermöglichen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit unter weiteren medizinischen Berufen fördern und Verantwortung verteilen. »Es gibt wahnsinnig viel Potenzial in der Zusammenarbeit – die ärztliche Rolle dabei im Zentrum, koordinierend und leitend. Aktuell sehe ich aber nicht, dass wir darauf vorbereitet werden im Studium. Ich denke, das muss anfangen, dass wir dazu angeleitet werden, diese Führungsrolle zu übernehmen«, so Freitag. Das bekräftigt auch Dr. Irmgard Streitlein-Böhme von der Gesellschaft für Hochschullehre in der Allgemeinmedizin: »Wir brauchen Handlungskompetenzen beim Abschluss des Studiums, am Ende des praktischen Jahres. Und zwar so, dass sie in der Weiterbildung nicht untergehen, sondern bestehen in der täglichen Arbeit in den Kliniken und den Praxen.«

So wichtig ein hoher praktischer Anteil während des Studiums jedoch ist – das Medizinstudium darf mit den zusätzlichen Inhalten nicht überfrachtet werden. Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit weiteren Gesundheitsberufen wie Medizinischen Fachangestellten müsse weiter durchdacht werden. Das mahnt unter anderem der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister an: »Die Frage bleibt ja immer, wer hat die gesammelte Verantwortung. Die sehe ich nach wie vor bei der Ärztin oder dem Arzt. Einfach weil es der Beruf ist, der am tiefsten und am weitesten im Gesundheitswesen ausgebildet ist.«

Du willst dir einen Eindruck von der gesamten Diskussion zum Berufsmonitor machen? Die Aufzeichnung kannst du dir kostenfrei auf der Website der KBV ansehen.

 

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