Zum Hauptinhalt springen
Famulatur im Ausland

Ärztin auf den Seychellen

Die Seychellen – ein echtes Urlaubsparadies, oder? Für Laura aus Düsseldorf ist es für einen Monat Zuhause und Arbeitsplatz zugleich geworden. Die 22-Jährige hat auf den afrikanischen Inseln eine Auslandsfamulatur absolviert.

Eine junge Frau steht auf einem Felsen und streckt die Arme in die Luft. Unter ihr sieht man das Meer.
Laura konnte Arbeit und Freizeit auf den Seychellen gut miteinander verbinden. ©privat

Lesedauer: 5 Minuten

Auslandsfamulatur durch Karnevalsverein

Der Kontakt zu dem Krankenhaus auf den Seychellen kam über ihren Karnevalsverein in Düsseldorf zustande. »Ja, das war ziemlich witzig«, erinnert sich Laura. »Ein Mitglied des Vereins ist Konsul der Seychellen und selbst Zahnarzt. Ein Freund von ihm arbeitet auf der Inselgruppe im Krankenhaus und hat schon einige deutsche Mediziner:innen für die Arbeit dorthin vermittelt.« Als er Laura fragte, ob sie nicht Lust hat, einen Teil ihrer Famulatur dort zu absolvieren, hat sie nicht lange überlegt. »Obwohl ich nie um jeden Preis ins Ausland wollte, hat mich das sofort gereizt. Das war 2020 und durch Corona wurde der Plan erst einmal um ein paar Jahre verschoben.« Ende Februar 2023 war es dann aber so weit. Ihre vierte und damit letzte Famulatur ging auf den Inselstaat. Die Unterkunft hat sich Laura selbst via Internet organisiert, vor Ort aber nochmal ein echtes Schätzchen gefunden. »Ich habe dann von einer Anlage erfahren, die extra an Medizinstudierende vermietet wird. Dort habe ich für kleines Geld ein Haus gemietet mit Privatstrand, Sonnenliegen und Blick auf Schildkröten.« Da ihr Dienst im Krankenhaus meist bis zum frühen Nachmittag ging, konnte Laura auch die Vorzüge des Ferienlandes auskosten. Eine perfekte Work-Life-Balance.

 

 

Unterschiede zur deutschen Klinik

Während die meisten Tourist:innen auf den Seychellen nur die Strände, Korallenriffe oder den Regenwald kennenlernen, stand für Laura tagsüber die Arbeit in der hiesigen Chirurgie an. Der erste Eindruck: »Obwohl die Seychellen in Afrika nicht zu den ärmsten Regionen gehören, ist der Vergleich zur EU natürlich deutlich. Vor allem, was Hygiene angeht, da fehlt es hier und da schon an gewissen Standards«, beschreibt die Nachwuchsärztin.

Krankenhaus ganz anders

Im Krankenhaus zum Beispiel gibt es auf den Stationen keine Türen, keine Fenster. Die einzelnen Betten sind durch Laken abgetrennt, die zumeist aber nicht zugezogen werden. »Nur, wenn Visite ist oder Ärzt:innen zur Behandlung kommen, werden die Stoffe geschlossen. Privatsphäre geht anders«, erzählt Laura. Auch ziehen die offenen Flure das ein oder andere Tier ins Krankenhaus. »Ob Insekten, Vögel oder andere Tiere, das ist dort keine Seltenheit«, weiß Laura und fügt an: »Ein Bereich, der in Deutschland zwei bis drei Patient:innen beherbergt, wird auf den Seychellen für acht Menschen benutzt. Das stört aber niemanden bzw. kennen die Leute das ja nicht anders. Für Tourist:innen, die behandelt werden müssen, ist das schon erstmal ein Schock.«

Kreative Mediziner:innen gefragt

Während auf der Station die Hygienestandards mit denen in der Heimat nicht vergleichbar waren, sah es im OP schon anders aus. »Ich habe erst gedacht, dass es dort bestimmt ähnlich wie im Rest des Krankenhauses aussieht, aber das stimmte nicht. Das kam dem OP in Deutschland schon näher«, berichtet Laura. Allerdings sind die Ressourcen vor Ort viel geringer als in deutschen Kliniken und die Technik hängt um einige Jahre zurück. Das macht die Ärzt:innen dort aber vor allem kreativer. »Wenn wir keine Schienen hatten für einen Gips, muss man sich zu helfen wissen. Wie dort Verbände manchmal improvisiert werden müssen, das war spannend. Und ich habe großen Respekt davor«, sagt die Rheinländerin.

Seychellois studieren Medizin im Ausland

Während ihrer Arbeit und Freizeit hat Laura viel mit einheimischen Student:innen und Ärzt:innen unternommen: »Zum Glück wird dort hauptsächlich Englisch gesprochen, aber ich habe auch ein paar Wörter Kreol gelernt.« Da es auf den Seychellen keine Möglichkeit gibt, Medizin zu studieren, gehen die meisten Seychellois, die Einwohner:innen der Seychellen, ins Ausland. »Entweder studieren die jungen Menschen dann in Ägypten, Indien oder auch in der EU. Wer gute Noten hat, wird vom Staat gefördert, verpflichtet sich aber gleichzeitig für einige Zeit in der Heimat im Krankenhaus zu arbeiten.«

Weitere Auslandsstation geplant

Zurück in Deutschland, plant Laura schon wieder ihre nächste Auslandsstation. »Ich möchte auf jeden Fall noch einmal im Ausland arbeiten, vielleicht ein Wahltertial in der Schweiz machen.«

Niederlassung als Option

Und ihre Pläne als Ärztin? »Ich bin sehr handwerklich interessiert, deshalb kann ich mir momentan sehr gut eine Stelle als Chirurgin vorstellen. Speziell die Arbeit als plastische Chirurgin reizt mich, denn dann hat man neben der Arbeit im Krankenhaus immer noch die Option eine Praxis zu eröffnen.« Das ist der angehenden Ärztin wichtig: »Ich bin jetzt jung, fit und kann in der Klinik viele wertvolle und wichtige Erfahrungen sammeln. Aber was ist mit 40? Eventuell hat man Familie, möchte die Schichten im Krankenhaus nicht mehr, dann ist eine Niederlassung eine perfekte Alternative.«  

 

Über die Autor:innen

Das Redaktionsteam der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist die Dachorganisation aller 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und vertritt die Interessen von Vertragsärzt:innen und Psychotherapeut:innen auf Bundesebene. Auf »Lass dich nieder!« gibt das Redaktionsteam Medizinstudierenden nützliche Tipps rund ums Studium und teilt Erfahrungen und Fakten rund um die ärztliche Niederlassung.

Du willst noch mehr spannende Infos rund um die Medizin erfahren?

Folge »Lass dich nieder!« auf Instagram und verpasse keine Neuigkeiten mehr.
Jetzt abonnieren!

Teaser-Spalte überspringen
Ende der Teaser-Spalte