Mit Wissen gegen den Hausarztmangel
Bereits jetzt fehlen in vielen Regionen Deutschlands Hausärzte. Damit es in Berlin nicht soweit kommt, gibt es seit diesem Jahr das Kompetenzzentrum Weiterbildung.
Mehr als 1.600 Hausärzte sind in Berlin niedergelassen. Damit steht die Hauptstadt im bundesdeutschen Vergleich gut da – bisher. »Auch in Berlin ist in der nahen Zukunft allein schon wegen der Altersstruktur der derzeit tätigen Hausärzte mit einem Hausarztmangel zu rechnen. Gleichzeitig führt die demografische Entwicklung dazu, dass es immer mehr ältere und multimorbide Patienten gibt, die einen wohnortnahen Hausarzt benötigen«, warnt Dr. Susanne Döpfmer. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin ist die Leiterin des neuen Kompetenzzentrums Weiterbildung an der Charité Berlin.
Das Ziel: Für den Beruf des Hausarztes begeistern
Das übergeordnete Ziel des neuen Angebots ist deshalb klar: mehr junge Ärztinnen und Ärzte für die Allgemeinmedizin und für den hausärztlichen Beruf zu begeistern. Ein wichtiger Baustein dafür ist eine Unterstützung bei der Weiterbildung. »Hausärztinnen und Hausärzte haben in ihrer täglichen Arbeit mit dem gesamten Spektrum der Medizin zu tun. Daher ist eine breite Weiterbildung nötig«, sagt Dr. Döpfmer. »Die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung müssen dafür viele unterschiedliche Weiterbildungsabschnitte durchlaufen. Dafür benötigen sie eine strukturierte Begleitung.«
Der Ansatz des Kompetenzzentrums: Ein umfassendes Seminarangebot wird ergänzt durch ein Mentoring-Programm sowie ein Trainingsprogramm für Weiterbildungsbefugte. Kooperationspartner der neuen Einrichtung sind das Institut für Allgemeinmedizin der Berliner Charité, die Berliner Ärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung Berlin und die Berliner Krankenhausgesellschaft.
Wissen vermitteln, Austausch fördern
Von der Versorgung multimorbider Patienten über empathisches Überbringen schlechter Nachrichten an Patienten bis zu Aspekten der Praxisorganisation: Die Themen der Kurse sind so vielfältig wie der Hausarztberuf selbst. »Es werden ganz unterschiedliche Kompetenzen gestärkt. Neben der Vertiefung von medizinischem Fachwissen sind dies vor allem auch kommunikative Fähigkeiten sowie praktische Fertigkeiten. In einem offenen Diskurs sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit bekommen, auch eigene Fälle einzubringen und zu diskutieren«, so Dr. Döpfmer.
Wer am Seminarprogramm teilnimmt, kann sich zusätzlich beim Mentoring-Programm des Kompetenzzentrums anmelden: Jeweils acht bis zehn Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung treffen sich viermal im Jahr mit einer erfahrenen Hausärztin oder einem erfahrenen Hausarzt. »Sie besprechen in der Gruppe alle Aspekte der Weiterbildung und haben die Möglichkeit, sich untereinander und mit dem Mentor in einer vertrauensvollen Atmosphäre auszutauschen – zum Beispiel über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder das Thema Selbstfürsorge«, erläutert Dr. Döpfmer.
Kompetenz deutschlandweit
Das Berliner Kompetenzzentrum ist nicht das erste seiner Art. Im Zuge des Versorgungsstärkungsgesetzes wurden inzwischen Zentren in fast allen KV-Bezirken eingerichtet. Die Zentren wollen sich deutschlandweit austauschen.
Susanne Döpfmer wollte von Anfang an Hausärztin werden. Und doch war ihr Weg bis zur Allgemeinmedizinerin ein langer. »Auch heutzutage dauert die Weiterbildung in der Regel noch viel länger als dies nötig wäre, auch wenn die Bedingungen inzwischen sehr viel besser geworden sind. Ein Angebot, in dem die Identität mit dem Fach gefördert wird, auch wenn man als Ärztin und Arzt in Weiterbildung nie länger in einer festen Position ist, hätte mir auch damals schon sehr geholfen.«