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Quereinstieg in die Praxis

»Für die Familie richtig frei haben«

Von der klinischen Intensivmedizin in die hausärztliche Praxis – Dr. Ralf Bensberg hat diesen Schritt gewagt. Und bis heute nie bereut.

Dr. Bensberg schaut in die Kamera und lächelt.
Dr. Bensberg war jahrelang Intensivmediziner in der Klinik und wechselte dann als Quereinsteiger in eine Hausarztpraxis. ©Internisten Heidhausen

Lesedauer: 7 Minuten

Der Weg in die Intensivmedizin war für Dr. Bensberg quasi vorgegeben: »Während des Zivildienstes habe ich im Rettungsdienst gearbeitet und war direkt fasziniert.« In Aachen erfolgte dann das Medizinstudium und die Facharztausbildung zum Anästhesiologen und Intensivmediziner . »Ich habe viel in der Forschung gearbeitet, zum Beispiel in einer Gruppe zum Thema Kunstherz. In Aachen gibt es zudem eine tolle Kooperation zwischen Medizin und Technik, das waren ganz spannende Gespräche und Projekte«, erinnert sich Dr. Bensberg gerne an die Zeit an der Uniklinik der RWTH Aachen zurück.

Klinik statt Forschung

Als der damalige Chef ihm eine Oberarztstelle anbot, die auch eine Habilitation mit viel Forschungsarbeit beinhaltete, war dennoch klar: »Forschung ist spannend, ich bin aber nicht so der Präsentator, jemand der gerne auf Vorträgen im Mittelpunkt steht. Und auch die vielen Stunden am PC haben mich nicht gereizt.« Deshalb kam die Stelle in der Essener Ruhrlandklinik genau richtig. Fünf Jahre arbeitete Dr. Bensberg als Intensivmediziner für das Westdeutsche Lungenzentrum am Universitätsklinikum, Nacht- und Wochenendschichten inklusive. »Die Ruhrlandklinik ist eine kleine Klinik und meine Abteilung war wirklich sehr klein. Das beinhaltete als Oberarzt automatisch viel Rufbereitschaft und eine hohe Arbeitsbelastung.«

Perspektivwechsel durch Familie

Während das die ersten Jahre spannend und erfüllend war, kam der Wunsch nach mehr Work-Life-Balance spätestens mit der Familiengründung immer wieder auf. »Mit 30 Jahren fängt das an, dass man 18-Stunden-Schichten vielleicht etwas weniger gut wegsteckt«, sagt Dr. Bensberg und erinnert sich an ein einschneidendes Erlebnis: »Wenn der dreijährige Sohn fragt, ob du frei oder wirklich frei hast am Wochenende, ist das schon augenöffnend.« Die Arbeit in einer Hausarztpraxis konnte sich Dr. Bensberg schon länger vorstellen: »Ich habe immer ein bisschen von einer Praxis in Norwegen am Fjord geträumt. Aber dafür ist mein Englisch dann doch nicht gut genug«, lacht der Mediziner.

Praxiseinstieg über Kontakte

Zum Quereinstieg in die Praxis kam es dann durch die Kontakte eines ehemaligen Assistenzarztes, den er in der Klinik ausgebildet hat. »Der wechselte in die Praxis und ich habe ihm gesagt, dass er mal Bescheid sagen soll, wenn da eine Stelle frei wird.« Gesagt, getan. Plötzlich stand die Frage im Raum, ob er den Schritt gehen will oder nicht. »Ich hatte eine feste Stelle, plötzlich wieder Probezeit. Aber mit Mitte 40 hat man noch gut 20 Jahre Arbeit vor sich und deshalb habe ich es gewagt.«

Für den Facharzt der Allgemeinmedizin konnte sich Dr. Bensberg einige Nachweise aus  seiner vorherigen klinischen Tätigkeit  anrechnen lassen, dazu standen Kurse in psychosomatischer Grundversorgung, Balint-Gruppen sowie die Ausbildung während der Arbeit in der Praxis auf dem Programm.

Gemeinschaftspraxis ist Teamarbeit

Mit Abschluss der Prüfung war Dr. Bensberg dann Hausarzt in der Essener Gemeinschaftspraxis, ein bewusster Schritt: »Teamarbeit liegt mir einfach. Ich schätze zudem den Austausch mit den Kollegen. Mit Fachwissen aus den Bereichen Kardiologie, Gastroenterologie und Pneumologie, Intensivmedizin können wir uns gegenseitig unterstützen und auch mal Fälle besprechen.«

Hausarzt als Coach

Die Vorteile der Praxisarbeit beschreibt Dr. Bensberg so: »Frei heißt frei. Feiertage und Wochenenden sind plötzlich mit der Familie planbar.« Auch die Betreuung der Patient:innen ist eine ganz andere als in der Klinik. »Ich sehe die Patientinnen und Patienten ja jetzt über Jahre, das schafft ein ganz anderes Verhältnis.« Überhaupt hätten die Menschen in der Regel ein sehr großes Vertrauen zum Hausarzt, was auch ganz andere Aufgaben mit sich bringt. Dr. Bensberg: »Oft agiert man als Hausarzt auch als Coach oder Wegweiser durch den manchmal unübersichtlichen Krankenhausdschungel. Auch die psychologische Komponente ist in den letzten Jahren stark angestiegen.«

Geglückter Quereinstieg in die Praxis

Dazu kommt die Abwechslung in den Krankheitsbildern: »In der Ruhrlandklinik haben sich durch die spezielle Fachrichtung die Fälle natürlich irgendwann geähnelt. Und anders als zuvor gedacht, sind die Krankheitsbilder in der Hausarztpraxis tatsächlich sehr vielfältig und auch abwechslungsreich«, sagt der sehr zufriedene Quereinsteiger.

 

Über die Autor:innen

Das Redaktionsteam der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist die Dachorganisation aller 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und vertritt die Interessen von Vertragsärzt:innen und Psychotherapeut:innen auf Bundesebene. Auf »Lass dich nieder!« gibt das Redaktionsteam Medizinstudierenden nützliche Tipps rund ums Studium und teilt Erfahrungen und Fakten rund um die ärztliche Niederlassung.

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