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Digitalisierung

»Zukünftig müssen Ärzte noch besser zuhören können«

Videosprechstunden, automatisierte Diagnosen per Computer, Gesundheits-Apps: Die Digitalisierung verändert das Gesundheitswesen – und stellt Ärzte vor neue Herausforderungen. Für den stellvertretenden KBV-Vorsitzenden Dr. Stephan Hofmeister ist es gerade deshalb an der Zeit, sich auf alte Tugenden zu besinnen.

Dr. Stephan Hofmeister sitzt in einem Foyer.
»Heute ist der Patient informiert, und der Arzt muss die Qualität der Information bewerten«, sagt Dr. med. Stephan Hofmeister. Bild: © Amac Garbe/amacgarbe.de

Wandelt sich mit der Digitalisierung auch das Verhältnis zwischen Arzt und Patient? Und was müssen Mediziner künftig können und leisten? In einem Interview mit Dr. Next hat sich Dr. med. Stephan Hofmeister diesen Fragen gestellt. Der Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin führte 14 Jahre eine eigene Praxis und ist seit 2017 als stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung für die hausärztliche Versorgung zuständig.

Hofmeister ist überzeugt, dass Ärzte heute trotz – oder gerade wegen – der neuen digitalen Möglichkeiten genau die Fähigkeiten brauchen, die sie schon immer gebraucht haben: »Allem voran Empathie, außerdem die Fähigkeit für gute Anamnesen und gute Diagnostik. Darüber hinaus wäre es natürlich schön, wenn ein Arzt auch Philanthrop ist und Menschenliebe hat. Alles andere steht dahinter zurück.«

Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine

Der stellvertretende KBV-Vorsitzende geht davon aus, dass künftig viele medizinische Aufgaben von Maschinen übernommen werden. Ärzte würden damit mehr und mehr zur »Schnittschnelle zwischen Mensch und Maschine« und als Generalisten gefordert. »Ein Algorithmus kann mir Medikamenteninteraktionen in allen Farben des Regenbogens anzeigen – wie ein Schachcomputer, der alle Spielzüge der Welt kennt. Der Arzt wird dieses Wissen dann gepaart mit seinem eigenen Übersichtswissen in den Menschen übersetzen müssen.«

»Zum Heilen gehört Emotion«

Angesichts der zunehmenden Technisierung und damit verbundenen Spezialisierung warnt Hofmeister, dass das Heilen an sich nicht ins Hintertreffen geraten dürfe: »Digitale Systeme werden immer mehr Wissen haben und differenzialdiagnostische Fakten kennen als Ärzte es tun. Zum Heilen gehört daru?ber hinaus aber ein besonderer menschlicher Verstand, gepaart mit menschlicher Emotion und Empathie.«  

Auch das Verhältnis zwischen Arzt und Patient verändere sich durch das Internet: »Zukünftig müssen Ärzte noch besser zuhören können«, sagt der stellvertretende KBV-Vorsitzende. »Denn früher war es so: Der Patient kam und fragte, der Arzt antwortete mit einer abschließenden Meinung. Heute ist der Patient informiert, und der Arzt muss die Qualität der Information bewerten.« Insgesamt würden die ärztlichen Grundtugenden also künftig noch wichtiger werden. »Denn das ist, was uns Ärzte letztendlich von Maschinen unterscheidet.«

Das ganze Interview lest ihr auf drnext.de.

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