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Praxis unterwegs

Bitte öffnen, der Hausbesuch ist da

Patientinnen und Patienten warten in der Praxis auf eine Behandlung – das ist für dich als niedergelassene Ärztin oder niedergelassener Arzt Alltag. Aber nicht nur. Denn viele Behandlungen finden auch als Hausbesuche statt. Christopher Schneider von der KV Nordrhein erzählt im Interview, was du dabei beachten musst.

Arzt misst während eines Hausbesuches den Blutdruck einer Patientin.
Gerade ältere Patientinnen und Patienten freuen sich über ärztliche Hausbesuche. ©istockphoto.com/Gligatron

Lesedauer: 4 Minuten

Welche Rolle spielen Hausbesuche im Praxisalltag?

Hausbesuche zählen vor allem bei Hausärztinnen und -ärzten zu den allgemeinen Aufgaben, vor allem mittags oder am frühen Abend, vereinzelt auch am Wochenende ohne Praxisbetrieb. Aber auch Fachärztinnen und -ärzte sind zu Hausbesuchen ihrer Patientinnen und Patienten angehalten, wenn diesen ein Aufsuchen der Praxis – etwa aufgrund von Bettlägerigkeit –  nicht möglich ist. Darüber hinaus können Hausbesuche auch an entsprechend qualifiziertes nichtärztliches Praxispersonal delegiert werden.* Hausbesuche rechnet der Arzt übrigens über den sogenannten einheitlichen Bewertungsmaßstab mit seiner KV ab.

Nach welchen Kriterien entscheidet sich, ob ein Hausbesuch notwendig ist?

Entscheidend sind grundsätzlich der medizinische Befund und die Einschätzung der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes. Gerade ältere Patientinnen und Patienten können so ohne Aufwand regelmäßig untersucht oder bei Bedarf aufgesucht werden.

Gerade in Pandemiezeiten nimmt die Video- und Telefonsprechstunde zu. Ersatz für einen Hausbesuch?

Sie können den Kontaktweg zum Patienten sinnvoll ergänzen. Für zahlreiche Untersuchungen und Befunderhebungen ist aber nach wie vor der direkte Kontakt wichtig. Für die Zielgruppe der älteren Hausbesuchspatientinnen und -patienten spielt das Thema aber eher eine untergeordnete Rolle.

Was können Ärztinnen und Ärzte beim Hausbesuch behandeln, was nicht?

Basisleistungen wie Blutdruckkontrolle, Abhören mit dem Stethoskop, mündliche Beratungen und Ähnliches sind möglich. Auch Compliance, also Einnahme und Verträglichkeit von Medikamenten, ist ein wichtiger Punkt. Untersuchungen mit besonderen Geräten, wie etwa eine Sonographie, sind zumeist nicht außerhalb der Praxisräume umsetzbar.

Muss die Ärztin oder der Arzt nachts erreichbar sein oder wird das über die Notfallnummer 112 bzw. 116 117 geregelt?

Der »normale« Hausbesuch hat mit Notdienst erst mal nichts zu tun. Es gibt aber bundesweit unterschiedliche Regelungen, da jeder KV-Bereich die Organisation des ambulanten Notdienstes separat regelt. Im Bereich Nordrhein wird die Erreichbarkeit des ärztlichen Bereitschaftsdienstes über die telefonische Hotline 116 117 bzw. werden die ärztlichen Hausbesuche durch diensthabende Ärzte sowie die rund 75 ärztlich besetzten zentralen Notdienstpraxen im Rheinland sichergestellt.

Welchen Anteil haben Hausbesuche im ärztlichen Alltag?

2018 gab es eine neue Auswertung der Hausbesuche im Rheinland. Rund 3,5 Millionen Hausbesuche 2017 gegenüber 3,22 Millionen im Jahr 2012 zeigten eine Steigerung. Das macht je Ärztin oder Arzt 8,4 Hausbesuche pro Woche. Dabei waren die Hausärztinnen und -ärzte rund dreimal häufiger im Einsatz als ihre Fachkolleginnen und -kollegen. Insgesamt belief sich der Anteil – gemessen an allen Behandlungsfällen – auf rund fünf Prozent.

*Hinweis: Ein Hausbesuch kann auch von qualifiziertem Personal wie zum Beispiel VERAH (Versorgungsassistentin/-assistent in der Hausarztpraxis) oder NäPa (nichtärztlicher Praxisassistentin/nichtärztlichem Praxisassistenten) durchgeführt werden.

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