So nimmst du deinen Patient:innen die Angst
Für dich sind Untersuchungen, Eingriffe und Diagnosen ganz normaler Arbeitsalltag. Aber für deine Patient:innen kann das eine Ausnahmesituation sein. Wenn aus Angst der Besuch in der Praxis oder im Krankenhaus zur Herausforderung wird, kannst du als Mediziner:in helfen.
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Die Angst vor dem Arztbesuch, in der Fachsprache auch Iatrophobie genannt, ist weit verbreitet. Die Gründe dafür sind dabei ganz unterschiedlich.
Zu den Hauptgründen zählen die Sorge vor unangenehmen Behandlungen wie Spritzen, Operationen, Blutabnahmen, aber auch die Furcht vor schlimmen Diagnosen sowie eine Scham vor persönlichen Gesprächen oder notwendiger Entblößung für Untersuchungen.
Weitreichende Folgen
Ist die Angst der Patient:innen so groß, dass der Besuch in der Praxis oder im Krankenhaus immer wieder herausgeschoben oder ganz vermieden wird, kann das schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Während es einige Strategien für Patient:innen gibt, von seelischer Unterstützung bis hin zur Verhaltenstherapie, kannst auch du als behandelnde:r Mediziner:in zur Entspannung und Stressreduktion beitragen.
Entspannte Atmosphäre
Ein freundlicher und offener Empfang fängt schon im Wartezimmer an. Gibt es bequeme Sitzplätze, finden die Patient:innen Ablenkung via Wartezimmer-TV oder Zeitschriften? Auch eine freundliche Begrüßung durch die Mitarbeiter:innen an der Anmeldung gehört dazu. Bei Angstpatient:innen besonders entscheidend ist eine überschaubare Wartezeit. Je länger die Wartezeit, desto größer kann die Angst werden und sogar ein frühzeitiges Verschwinden der Patient:innen wäre möglich.
Angstpatient:innen brauchen ein offenes Ohr
Nimm dir Zeit – denn wenn du als Arzt oder Ärztin ungeduldig und gehetzt wirkst, steigert das die Nervosität der Patient:innen nur. Sprich deshalb in Ruhe über das Anliegen und die notwendigen Untersuchungen. Lass den Patient:innen die Chance, Rückfragen zu stellen und sich Notizen zu machen.
Einfache Sprache bei Iatrophobie
Ganz wichtig ist es, dass du die Angstpatient:innen nicht mit Fachbegriffen überforderst. Erkläre alles in möglichst einfachen Worten.
Informieren oder ablenken
Während die Untersuchung für dich Routine ist, wissen die Patient:innen oft nicht, was gerade passiert. Erkläre deshalb die einzelnen Schritte und kündige sie ruhig an. Wenn du merkst, dass das nicht zur Entspannung beiträgt, versuche es mit ein wenig Smalltalk. Ablenkung durch private Gespräche wirkt häufig Wunder. Ob Humor angebracht ist, ergibt die jeweilige Situation.
Positive Verstärkung
Oft haben die Patient:innen schon mehrere Anläufe gebraucht, um sich medizinisch untersuchen zu lassen. Bestärke dein Gegenüber deshalb, dass es genau die richtige Entscheidung war, jetzt zu dir zu kommen.
Überweisung an Therapeut:innen
Ist die Angststörung zu groß, rate zu einer Verhaltenstherapie. Diese kann den Patient:innen helfen, Ängste zu reduzieren und künftige wichtige Behandlungen angenehmer zu gestalten.
Wie erkennst du eine Iatrophobie?
Nicht immer kannst du deinen Patient:innen ansehen, ob eine Arztangst vorliegt. Symptome können ein erhöhter Herzschlag und Blutdruck, aber auch eine zittrige Stimme, häufiges Nachfragen oder vermehrtes Schwitzen sein. Aber auch unauffällige Patient:innen können Angst verspüren. Eine Möglichkeit ist ein direktes Nachfragen, ob der Patient oder die Patientin aufgeregt ist. Oder den Anamnesebogen um eine Frage zu Angst und Aufregung ergänzen. Dann kannst du dies direkt für ihre Behandlung berücksichtigen.