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Zahlen und Fakten

Im Blick – die Arztzeit schwindet

Die Uhr tickt: Schnell verringert sich die Zeit, die niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zukünftig für ihre Patienten aufbringen können. Was sind die Gründe?

Arztzeit Artikelbild, indem man einen Oberkörper eines Arztes sieht, der mit einem weißen Kittel bekleidet ist und seinen linken Arm angewinkelt hat und auf die Uhr blickt.
Arztzeit ist ein kostbares Gut. Sie wird zusehends knapper, da viele Ärztinnen und Ärzte die Anstellung in einer Praxis einer eigenen Niederlassung vorziehen.

Lesedauer: 6 Minuten

Die moderne Arbeitswelt verändert sich. Längst gibt es die unterschiedlichsten Modelle flexibler Arbeitszeit, können Arbeiten im Home-Office erledigt werden und ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in vielen Branchen ein großes Thema. So auch in der Medizin. Ärztinnen und Ärzte wünschen sich zunehmend eine ausgeglichene Work-Life-Balance, mehr Zeit für Familie, Freunde und Freizeit. Dieser neue Fokus hat Auswirkungen auf die Praxiswelt: Anstatt ihre eigene Praxis zu gründen, entscheiden sich immer mehr Ärztinnen und Ärzte für eine Anstellung. Denn ihre Arbeitswoche hat zumeist 40 Stunden, während Praxisinhaber und -inhaberinnen in der Regel über 50 Stunden arbeiten. Zudem haben sie als Angestellte die Möglichkeit, Teilzeitlösungen in Anspruch zu nehmen.

Zahl der Angstellten wächst

Die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und -therapeuten, die in Medizinischen Versorgungszentren und Praxen angestellt sind, ist dreimal so hoch wie noch vor zehn Jahren. Die überwiegende Zahl arbeitet dennoch in einer eigenen Praxis – von den insgesamt über 149.710 an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten sind rund 70 Prozent in eigener Niederlassung.

Arztzeit schwindet in schnellem Tempo 

Angestellte Ärztinnen und Ärzte arbeiten also im Schnitt weniger Stunden als die selbstständigen Kolleginnen und Kollegen. Der Trend hin zum Angestelltenverhältnis hat somit weitreichende Folgen für das Gesundheitssystem. Denn die Zeit, die dann insgesamt für Patienten zur Verfügung steht – die sogenannte Arztzeit – verringert sich deutlich. Dies lässt sich in Minuten ausrechnen.

Countdown auf der „Arztzeituhr“

Eine „Arztzeituhr“, die im Foyer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung steht, verdeutlicht diese Entwicklung: Sehr schnell schwindet auf ihrer digitalen Anzeige die Arztzeit.

Die Arztzeituhr zeigt, wie die Produktivität in der ambulanten Versorgung abnimmt – und macht eine Entwicklung sichtbar, die in der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt verläuft. Was die Lage zusätzlich noch erschwert: Die Berechnungen, die dem Countdown der Arztzeituhr zu Grunde liegen, spiegeln einen Umstand noch gar nicht wider. Nämlich, dass bald viele ältere Medizinerinnen und Mediziner in den Ruhestand gehen und ihnen zu wenig Nachwuchs folgt. Daraus lässt sich leicht schließen, dass es in Zukunft immer schwerer sein wird, die haus- und fachärztliche Versorgung aufrechtzuerhalten. Das würde für die Patienten bedeuten, dass sie sich künftig auf längere Wartezeiten in Praxen einstellen müssten. 

Mögliche Auswege

Wie lässt sich dieser Trend aufhalten? Die Digitalisierung könnte dabei ein mögliches Instrument sein. Mit ihrer Hilfe ließe sich mehr Arztzeit beispielsweise dadurch gewinnen, dass praxisnahe Softwarelösungen für die ambulante und stationäre Medizin gefunden werden. Die Einführung einer elektronischen Patientenakte könnte dabei eine Rolle spielen, ebenso wie das digitale Patientenmanagement in der Praxis. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang auch der Ausbau von Studienplatzkapazitäten und die gleichzeitige Verbesserung der Niederlassungsbedingungen für die Ärzteschaft.

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