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#PraxenKollaps

»Die Praxen arbeiten längst über dem Limit«

Rund 800 niedergelassene Ärzt:innen, darunter die Delegierten der Vertreterversammlungen der  Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen), haben sich auf einer Krisensitzung in Berlin deutlich positioniert. Unter dem Motto »#PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg« warnen sie eindringlich vor einem Kollaps der ambulanten Versorgung in Deutschland. Sie fordern die Politik, insbesondere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, zum schnellen Handeln auf.

Ärzt:innen protestieren bei der Krisensitzung unter dem Motto #Praxenkollaps
Rund 800 Ärzt:innen protestieren bei der Krisensitzung unter dem Motto #Praxenkollaps. ©KBV/Brockfeld

Der KBV-Vorstandsvorsitzende, Dr. Andreas Gassen, unterstrich die Dringlichkeit der Situation : »Es ist fünf vor zwölf – die Praxen in Deutschland arbeiten längst über dem Limit. Deshalb fordern wir die Politik auf: Halten Sie Ihre Versprechen und handeln Sie endlich! Verhindern Sie das Aus der ambulanten Versorgung!«

Zuschussgeschäft für Ärzt:innen

Ein zentraler Punkt der Kritik ist die Finanzierung der ambulanten Versorgung: Die Praxen seien in den letzten Jahren finanziell immer stärker belastet worden. Die Patient:innenversorgung im niedergelassenen Bereich sei ein Zuschussgeschäft durch eine leistungs- und patient:innengefährdende Budgetierung. Eine angemessene Finanzierung müsse dringend sichergestellt werden. »Ärztliche und psychotherapeutische Leistungen sind kein All-you-can-eat-Buffet mit eingebauter Flatrate«, kritisierte Gassen.

Aber nicht nur bei der Finanzierung sehen die Ärzt:innen Handlungsbedarf. Auch im Bereich der Digitalisierung gibt es Kritik. Oft werden den Praxen digitale Anwendungen aufgezwungen, die nicht einwandfrei funktionieren. Dabei werden sie durch drohende Sanktionen und Bußgelder unter Druck gesetzt.

Sieben gemeinsame Forderungen an die Politik

Die niedergelassenen Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen haben als Reaktion in einem einstimmigen Votum einen Forderungskatalog verabschiedet und an den Minister übermittelt. Darin werden konkrete Maßnahmen und Veränderungen gefordert.
Das sind die sieben Forderungen an die Politik:

1.    Tragfähige Finanzierung: Retten Sie die Praxen aus den faktischen Minusrunden und sorgen Sie für eine tragfähige Finanzierung, die auch in der ambulanten Gesundheitsversorgung insbesondere Inflation und Kostensteigerungen unmittelbar berücksichtigt!
2.    Abschaffung der Budgets: Beenden Sie die Budgetierung, damit auch Praxen endlich für alle Leistungen bezahlt werden, die sie tagtäglich erbringen!
3.    Ambulantisierung: Setzen Sie die angekündigte Ambulantisierung jetzt um – mit gleichen Spielregeln für Krankenhäuser und Praxen!
4.    Sinnvolle Digitalisierung: Lösen Sie mit der Digitalisierung bestehende Versorgungsprobleme. Sorgen Sie für nutzerfreundliche und funktionstüchtige Technik sowie die entsprechende Finanzierung und belassen Sie die datengestützte Patientensteuerung in ärztlichen und psychotherapeutischen Händen!
5.    Mehr Weiterbildung in Praxen: Stärken Sie die ärztliche und psychotherapeutische Weiterbildung! Diese muss – um medizinisch und technisch auf dem aktuellen Stand zu sein – schwerpunktmäßig ambulant stattfinden. Beziehen Sie auch hier die niedergelassene Vertragsärzte- und Psychotherapeutenschaft ein!
6.    Weniger Bürokratie: Schnüren Sie das angekündigte Bürokratieabbaupaket, damit wieder die Medizin im Vordergrund steht und nicht der „Papierkram“!
7.    Keine Regresse: Schaffen Sie die medizinisch unsinnigen Wirtschaftlichkeitsprüfungen ab! Die Arzneimittelregresse müssen weg!

»Wir erwarten eine umgehende ehrliche Beschäftigung unserer Anliegen, keine Ausflüchte mehr«, mahnt Gassen. In einem Begleitpapier wurden bereits Lösungsvorschläge von der KBV und den KVen formuliert.

 

Über die Autor:innen

Das Redaktionsteam der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist die Dachorganisation aller 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und vertritt die Interessen von Vertragsärzt:innen und Psychotherapeut:innen auf Bundesebene. Auf »Lass dich nieder!« gibt das Redaktionsteam Medizinstudierenden nützliche Tipps rund ums Studium und teilt Erfahrungen und Fakten rund um die ärztliche Niederlassung.

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