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Praxisbarometer Digitalisierung 2021

Digitalisierung in der Praxis – das denken niedergelassene Ärzt:innen

Es gibt neue Daten zur Digitalisierung in der ärztlichen Niederlassung – zusammengetragen im aktuellen Praxisbarometer Digitalisierung 2021. Dabei zeigt sich deutlich: Niedergelassene Ärzt:innen sehen das Thema Digitalisierung als höchst relevant an. Doch es herrscht bei bestimmten Themen auch Ernüchterung.

Eine Ärztin sitzt an ihrem PC und arbeitet.
Wie hat sich die Digitalisierung für Ärzt:innen im Jahr 2021 entwickelt? Das Praxisbarometer gibt Aufschluss. ©iStock/SeventyFour

Info für mich

Es zeigt sich ein klares Wachstum der digitalen Kommunikation – sie ist aber nach wie vor ausbaufähig.

Die Digitalisierung in der Praxis kommt voran, doch die niedergelassenen Ärzt:innen stehen jeden Tag vor speziellen Herausforderungen, die mitunter für Frust sorgen. 

Das spiegelt auch das aktuelle Praxisbarometer 2021 wider. Die Beteiligung daran war enorm: Über 2.800 Praxen haben teilgenommen. Sie ist nach wie vor die umfassendste repräsentative, wissenschaftlich begleitete Befragung von Vertragsärzt:innen zur Digitalisierung in Praxen. 

Als wie relevant empfinden die niedergelassenen Ärzt:innen die Digitalisierung? Was läuft gut im Alltag und wo liegen besondere Herausforderungen und Probleme? Insgesamt hat sich gezeigt, dass das umfassende Thema Digitalisierung die Praxen sehr beschäftigt.  

Digitalisierung in der Praxis wird generell begrüßt

Es lässt sich an den Ergebnissen des Praxisbarometers ablesen: Ein Großteil der Ärzt:innenschaft ist der Digitalisierung gegenüber eigentlich positiv eingestellt und erhofft sich durch sie Vorteile für die Versorgung der Patient:innen. Denn gerade die digitale Kommunikation hat das Potenzial, den Austausch von versorgungsrelevanten Informationen zu beschleunigen, in der Organisation effizienter zu werden und die Qualität der Behandlungen auf diese Weise noch weiter zu verbessern.  

  • Knapp 45 Prozent halten sich für aufgeschlossen gegenüber digitalen Innovationen, insgesamt 74 Prozent sind dies „teilweise“. 
  • Dabei fällt der Anteil bei jüngeren Praxisärzt:innen (jünger als 50 Jahre) mit 83 Prozent höher aus als bei den älteren Kolleg:innen mit 63 Prozent. 
  • Die meisten Praxen sind auf die Digitalisierung vorbereitet: 89 Prozent haben einen Anschluss an die Telematikinfrastruktur (TI).
  • In Praxen mit jüngeren Ärzt:innen liegt der Anteil mit TI-Anschluss bei knapp 94 Prozent. 

Digitalisierung in der Kommunikation

Auch befeuert durch die Corona-Pandemie hat sich die Kommunikation der Ärzt:innen untereinander, zwischen Praxen und Krankenhäusern, aber auch zu den Patient:innen stärker digitalisiert. 

Insgesamt zeigt sich ein klares Wachstum der digitalen Kommunikation im Gesundheitswesen – sie ist aber nach wie vor ausbaufähig. 25 Prozent der Niedergelassenen kommunizieren digital mit anderen Praxen, im Jahr zuvor waren es 14 Prozent. Die Kommunikation von Praxen mit Krankenhäusern läuft zu 13 Prozent auf digitalem Wege.  

Was besonders ins Auge fällt, ist, dass die Kommunikation mit Patient:innen um mehr als die Hälfte digitalisiert wurde.  Bei …

  • … interdisziplinären ärztlichen Praxen: 52 Prozent
  • … großen Praxen (5+): 55 Prozent
  • … jüngeren Ärzt:innen: 63 Prozent 

Digitaler Dialog in der Videosprechstunde

Eine besondere Rolle im digitalen Dialog zu den Patient:innen nimmt die Videosprechstunde ein. In der Pandemie hat sie sich bewährt und wurde entsprechend verstärkt angeboten und nachgefragt. Die Nachfrage ist allerdings mittlerweile zurückgegangen und etliche Praxen haben sich an die geringere Nachfrage angepasst. Gerade dieses Instrument des digitalen Dialoges hat deutlich gemacht, dass sich Anwendungen immer dann besonders schnell etablieren, wenn sie tatsächlich für den Bedarf geeignet sind. Sie hat gezeigt, dass digitale Anwendungen vorhandene Instrumente sinnvoll ergänzen können. 

Das sind die Zahlen aus dem Praxisbarometer zur Videosprechstunde: 37 Prozent nutzten 2021 die Videosprechstunde, 2020 waren es 39 Prozent. Die Videosprechstunde wird generell von den Ärzt:innen als besonders sinnvoll empfunden bei Patient:innen, die langfristig und chronisch erkrankt sind. Bei neuen Patient:innen eignet sich aus der Sicht der Ärzt:innenschaft der persönliche Kontakt in der Sprechstunde deutlich besser als die digitale Variante. 

Probleme bei der Digitalisierung in der Praxis  

Neben positiven Effekten zeigen sich jedoch im Alltag häufig Hürden bei digitalen Prozessen. Es treten in der Praxisarbeit täglich vielfältige Probleme auf: Die Technik ist fehleranfällig, die Anwendungen sind mitunter unausgereift und nicht benutzerfreundlich, es entstehen zeitliche Kosten und für die Patient:innen wird der Nutzen geringer. Es hat sich eine Art Ernüchterung breit gemacht. 

Nur noch 20 Prozent der Ärzt:innen geben zum Beispiel an, dass sie digitale Anwendungen für Patient:innen im Bereich Gesundheits-Apps zum Krankheitsmanagement als nützlich ansehen. Im Jahr davor waren es immerhin 37 Prozent. Auch bei den digitalen Verordnungen, Überweisungen und Bescheinigungen sank die Nützlichkeitseinschätzung von 46 auf 35 Prozent. 

Digitalisierungsfortschritt

Geringere Erwartungen haben die Mediziner:innen auch, was mögliche Verbesserungen durch den Digitalisierungsfortschritt angeht. So glauben weniger Ärzt:innen daran, dass sich mit dem Fortschreiten der Digitalisierung zum Beispiel die Kommunikation mit Krankenhäusern weiter verbessern wird: Hier sank die Zahl von 56 Prozent auf 42 Prozent. Ähnlich sieht es aus bei dem Thema Praxismanagement und -prozesse. Hier glauben nur noch 26 Prozent überhaupt an den Digitalisierungsfortschritt, im Jahr 2021 waren es 42 Prozent. 

Besondere Digitalisierungshürden

Wenngleich die Digitalisierung sich entwickeln und sicher auch weitere Fortschritte machen wird, kämpfen doch viele Praxen in der Gegenwart mit ganz bestimmten Herausforderungen – und diese nehmen viele Mediziner:innen auch genauso wahr. Dazu zählt zum Beispiel eine störanfällige TI.  

Als besonderes Hemmnis wird der Umstellungsaufwand angesehen. Hier stieg die Zahl der Praxen, die genau das angaben, von 58 auf 65 Prozent. 65 Prozent beklagten das ungünstige Kosten-Nutzen-Verhältnis, 64 Prozent die Fehleranfälligkeit der EDV-Systeme. 55 Prozent der Ärzt:innen kämpfen auch mit einer fehlenden Nutzer:innenfreundlichkeit digitaler Systeme. Und Probleme bereitet auch eine fehlende oder nicht funktionierende Geräteanbindung zum Praxisverwaltungssystem – kurz PVS: Hier stieg die Anzahl der Praxen, die dies bemängeln von 27 auf 35 Prozent.

 

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