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Schritte in die Niederlassung

»Das ist schon eine komplett andere Medizin«

Kaja Selig und Dr. Kristin Raimund kennen sich Assistenzarztzeit, seit letztem Jahr arbeiten sie gemeinsam in einer Hausarztpraxis. Eine neue Freiheit? 

Kaja Selig und Dr. Kristin Raimund sitzen in ihrer Praxis.
Gut, jemanden an seiner Seite zu haben: die inhabende Ärztin Kaja Selig (links) und ihre angestellte Kollegin Dr. Kristin Raimund kennen sich bereits seit der Assistenzarztzeit in Hamburg. © Stefan Tempes

Lesedauer: 4 Minuten

Eine Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert, ein paar Geschäfte und viel Ruhe – nichts lässt darauf schließen, dass man hier nur 15 Minuten von Hamburg entfernt ist. Hier, im Ortskern der niedersächsischen Gemeinde Seevetal, befindet sich die Praxis von Kaja Selig. 

»Ich hatte eigentlich schon immer vor, mich niederzulassen,« erzählt die 41-Jährige und zeigt ihre Räumlichkeiten. Die Hausarztpraxis betreibt sie seit August 2018. Das Gebäude teilt sie sich mit einer 

Praxis für Physiotherapie, einer Naturheilpraxis, einer Frauenärztin, einem HNO-Arzt und einem Kinder- und Jugendarzt. »Hittfeld hatte ich für die Niederlassung eigentlich nie im Sinn. Aber dann kam eins zum anderen.« Das eine sind in ihrem Fall die Räumlichkeiten, von denen sie über ihre Friseurin erfuhr. Das andere: eine geeignete Partnerin. Und zwar Dr. Kristin Raimund.

Auf einem Level

»Wir standen immer in Kontakt«, sagt die 39-jährige Dr. Kristin Raimund. »Frau Selig hat mich auch kontinuierlich angefragt. Und als bei ihr die Aussicht auf die Praxis konkreter wurde, passte das ganz gut zu dem Lebensabschnitt, in dem ich war.« Die beiden Ärztinnen kennen sich seit 2007. Ihre Assistenzarztausbildung haben sie in der gleichen Klinik gemacht. Eine Erfahrung, die Kaja Selig nicht missen möchte: »Wir haben dort auf benachbarten Stationen zusammengearbeitet und teilweise auch auf der Intensivstation. Da merkt man dann, ob man sich auf den anderen verlassen kann und das gleiche Verständnis vom Umgang mit Patienten und den gleichen Anspruch an die Medizin hat. Also, ob man auf einem Level ist.«

Viele Wege führen in die Praxis

Das gemeinsame Level scheint zu stimmen: Ihre Ausbildung ist ähnlich und beide kommen aus der gleichen Gegend. Kaja Selig kommt aus Hittfeld und ihre Kollegin aus dem zehn Minuten entfernten Jesteburg. Außerdem vereint sie, dass beide sowohl Ärztin als auch Mutter sind. Kaja Seligs Zwillinge sind acht und das jüngste Kind sechs Jahre alt, die Kinder von Dr. Kristin Raimund sind zwei und vier. Unterschiedlich ist bei beiden allerdings der Weg in die Praxis: Kaja Selig hat die Erfahrung gemacht, als Mutter kleiner Kinder in der Klinik zu arbeiten. Sie hat sich nach ihrer Klinikzeit in einer Praxis in Tostedt anstellen lassen – bis sie sich selbst niederließ.

Dr. Kristin Raimund ist nach ihrer Elternzeit nicht in die Klinik zurückgekehrt, sondern hat als Angestellte angefangen, bei Kaja Selig in der Praxis zu arbeiten. »Ich arbeite hier zurzeit nur einen Tag die Woche. Und wenn die Praxis nicht gerade Bereitschaftsdienst hat, hat man ja auch sowieso an Wochenenden und Feiertagen frei. Für mich ist das jetzt die Freiheit pur

Andere Freiheit, andere Arbeit

In der Praxis Selig ist generell viel Freiheit spürbar. Die Arbeitsatmosphäre ist familiär und entspannt. Das liegt nicht nur daran, dass sich die beiden Ärztinnen gut verstehen, sondern auch am Team. Zwei Mitarbeiterinnen aus der Praxis, in der Kaja Selig vorher angestellt war, sind mit ihr nach Hittfeld gekommen. Neben dem Team hat sie sich auch die Einrichtung nach ihrem persönlichen Geschmack zusammengestellt: Im Sprechzimmer hängen Fotos aus der Stadt, in der Kaja Selig studiert hat, und in der restlichen Praxis persönlich ausgewählte Fotografien aus ihrer medizinischen Laufbahn.

Akzente in ihrer Lieblingsfarbe Blau ziehen sich durch alle Räume. »Für mich gehört zur Freiheit, mich nicht rechtfertigen zu müssen. Ich bin aber auch sehr froh, nicht alles alleine machen zu müssen.« Mehr Zeit als vorher hat die inhabende Ärztin allerdings nicht, denn während ihrer Anstellung hatte sie eine Teilzeitstelle. Nun trägt sie permanent die Verantwortung. Allerdings lässt sich die Zeit besser einteilen, wie Kaja Selig erzählt. Ihre Kernarbeitszeit ist dann, wenn ihre Kinder im Kindergarten oder in der Schule sind.

Plötzlich letzte Instanz sein

Obwohl Kaja Selig und Dr. Kristin Raimund sowohl den Klinikalltag als auch das Arbeiten in der Praxis kannten, gab es für die Ärztinnen einiges, woran sie sich erst einmal gewöhnen mussten – zum Beispiel, dass sie die Patienten häufig auf der Straße treffen. Auch der Umgang mit den Patienten in der Praxis war neu, wie Dr. Kristin Raimund erzählt: »Es ist erstmal ungewöhnlich, wenn man tatsächlich immer die Letzte ist, die alles in der Hand hat und sofort Entscheidungen treffen muss.

Außerdem hat man nicht diverse Fachabteilungen im Rücken, keinen Chirurgen, HNO-Arzt oder Augenarzt.« Kaja Selig nickt und ergänzt: »Das ist schon eine komplett andere Medizin.«

Die Kirchturmuhr läutet, es ist 12 Uhr. In der Praxis ist es nun still, für die Kinder der Ärztinnen sind nun Schule und Kindergarten beendet. Feierabend für Kaja Selig? »Erstmal. Viel Arbeitszeit vertage ich aufs Wochenende oder mache abends noch etwas, wenn die Kinder schlafen. So flexibel arbeiten zu können, ist schon wirklich besonders.«

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