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Ambulantes Operieren

Eine Sache des Vertrauens

Ob Leistenbruch oder Grauer Star: Wer sich operieren lässt, muss nicht unbedingt im Krankenhaus übernachten. Denn immer mehr Eingriffe können ambulant in der eigenen Praxis durchgeführt werden. Das birgt viele Vorteile für Patienten – und eröffnet Chancen für niedergelassene Ärzte.

Doktor mit einem grünen Kittel.
Dr. Axel Neumann im Gespräch mit einem Patienten. Bild: © privat

»Gesund wird man am besten zu Hause.« Davon ist Dr. Axel Neumann überzeugt. Für den Präsidenten des Bundesverbands »Ambulantes Operieren« (BAO) ist es deshalb ein erfreulicher Trend, dass die Zahl der ambulanten Operationen seit Jahren steigt. Mindestens sechs Millionen Eingriffe werden jährlich unter ambulanten Bedingungen durchgeführt – etwa 4,5 Millionen davon durch niedergelassene Ärzte, knapp zwei Millionen in Krankenhäusern.

Was heißt ambulantes Operieren?

Bei ambulanten Operationen in der eigenen Praxis verbringen Patienten sowohl die Nacht vor als auch die Nacht nach dem Eingriff zu Hause. Dabei kann – wie bei einer stationären Operation –eine örtliche Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt werden. Dank des ständigen Fortschritts bei Narkoseverfahren, Medizintechnik und Operationsverfahren seien heute in den meisten Fachgebieten etwa die Hälfte der OPs auch unter ambulanten Bedingungen denkbar, schätzt Dr. Neumann. »Das sind Hunderte von Operationsarten.« Wer dabei nur an kleine Eingriffe wie das Entfernen eines Leberflecks denkt, liegt falsch.

»Auch größere Eingriffe wie Leistenbruch-Operationen, der Kreuzbandersatz oder Gebärmutterentfernungen werden heute ambulant gemacht«, so der Handchirurg. Ausgenommen seien dabei spezielle Bereiche der Herz-, Lungen- oder Bauchchirurgie. »Da hier Blutungen auftreten können, erfordern solche Eingriffe eine längere Liegezeit und damit einen Krankenhausaufenthalt.« Daneben sei das sogenannte Risikoprofil eines Patienten wichtig für die Wahl zwischen stationärer und ambulanter Behandlung. »Wer zum Beispiel unter Herzrhythmusstörungen leidet oder Bluter ist, muss ins Krankenhaus.« Die Entscheidung, ob ein Eingriff ambulant möglich ist, trifft der Operateur immer gemeinsam mit dem Patienten sowie einem Narkosearzt.

Nahezu alle Fachgebiete vertreten

Die meisten ambulanten Eingriffe werden von Chirurgen und Orthopäden durchgeführt. Aber auch niedergelassene Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Augenärzte, Gynäkologen und Dermatologen operieren immer häufiger. »Nehmen Sie die Operation des Grauen Stars: Früher hätte man dafür fünf Tage im Krankenhaus gelegen. Heute geht man nach ein paar Stunden nach Hause.«

Egal ob Unfallchirurg oder Hautarzt: Um ambulante Operationen  in der eigenen Praxis durchführen zu können, müssen niedergelassene Mediziner vielfältige Voraussetzungen erfüllen, die in der sogenannten »Qualitätssicherungsvereinbarung ambulantes Operieren« festgehalten sind. So müssen ambulante Operateure beispielsweise ihre fachliche Befähigung sowie eine geeignete räumliche Ausstattung – etwa einen Aufwachraum – vorweisen, strenge hygienische Standards einhalten sowie über spezielle Instrumentarien und Geräte verfügen.

Vorteile für Patienten

»Die meisten Menschen werden zu Hause schneller gesund als im Krankenhaus«, sagt Dr. Neumann. Ein großer Vorteil der ambulanten OP liege etwa darin, dass man nicht mit anderen, gegebenenfalls noch kränkeren Patienten oder Krankenhauskeimen konfrontiert werde. »Die Ansteckungsgefahr ist geringer.« Außerdem könne man sich in einer vertrauten Umgebung erholen, was besonders für ältere Menschen und Kinder – sowie deren Eltern – sehr hilfreich sein kann. Eines jedoch gibt der BAO-Präsident zu bedenken: »Wichtig ist, dass die Patienten jemanden haben, der sich nach der Operation zu Hause um sie kümmert.« Die ärztliche Betreuung jedenfalls ist gesichert: Jeder ambulant operierte Patient bekommt Notfallnummern vom behandelnden Arzt sowie der Anästhesie, die er Tag und Nacht anrufen kann.

Für Dr. Axel Neumann ist ein weiteres starkes Argument für ambulante Eingriffe das Vertrauen zum Operateur: »Meine Patienten kennen mich. Sie sehen mich vorher, sie sehen mich zur OP und nach der Behandlung. Das nimmt vielen Menschen die Angst vor dem Eingriff.«

Chancen für Ärzte

Nicht nur für Patienten, auch für Ärzte können ambulante Operationen eine lohnenswerte Alternative darstellen: »Ich operiere jetzt genauso viel, wie ich vorher im Krankenhaus operiert habe«, sagt Dr. Axel Neumann, der 1992 in eine Praxisklinik einstieg. »Der große Unterschied ist aber, dass ich mir meinen Tag selbst einteilen kann. Was man operiert, wie viel man operiert und wann man operiert – das kann man nur selbst entscheiden, wenn man in einer Praxis arbeitet. So kann ich konservativ behandeln, ich kann operieren – aber auch mein Kind aus der Kita abholen.« Und um genau das zu tun, beendet der Chirurg das Gespräch an dieser Stelle.

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