Erfolgreicher Infotag »Fit für die Praxis?« in der Charité
»Und wenn der technische Fortschritt in der Medizin auch noch so groß sein mag – was immer unersetzlich bleiben wird, ist persönliche Zuwendung und fachliches Können.« Mit diesen Worten eröffnete Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe den großen Infotag »Fit für die Praxis?« am 4. November 2014 im CharitéCrossOver-Gebäude auf dem Campus Mitte in Berlin.
In seiner Eröffnungsrede stellte Gröhe klar, dass der Beruf des Arztes heute wichtiger denn je sei – und dass er sich als Minister im stetigen Dialog mit Studierenden und Ärzten für die Verbesserung von Studieninhalten und Arbeitsbedingungen der Mediziner einsetze.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) hatten geladen – und viele interessierte Medizinstudenten waren der Einladung in den Lichthof des CharitéCrossOver-Gebäudes (CCO) gefolgt. Sie hatten die Möglichkeit, sich ausführlich mit Niederlassungsberatern der KVen, praktizierenden Ärzten und Kommilitonen auszutauschen. Parallel befassten sich zwei Diskussionsrunden mit Fragen, die Studierende aller medizinischen Fachrichtungen bewegen.
Allgemeinmedizin braucht mehr Bedeutung
In einer moderierten Diskussion mit Dipl.-Med. Regina Feldmann (Vorstand KBV), Dr. Adelheid Kuhlmey (Prodekanin für Studium und Lehre an der Charité), Antonius Ratte (Bundeskoordinator der AG Medizinische Ausbildung der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland) und Dr. Johannes Wimmer (Weiterbildungsassistent und »Internetarzt«) sprachen sich die Diskutanten mehrheitlich für eine Reform der Medizinstudiengänge aus. Regina Feldmann forderte: »Es ist überfällig, dass Allgemeinmedizin Pflicht im PJ wird.« Man dürfe nicht nur an die Spezialisten denken, es gebe zurzeit einen erhöhten Bedarf an Generalisten. Adelheid Kuhlmey wies darauf hin, dass das Medizinstudium zunächst einmal eine wissenschaftliche Grundlage habe. Dies müsse auch so bleiben. Antonius Ratte sprach sich für evidenzbasierte Lehr- und Prüfungsmethoden aus und berichtete von ersten positiven Gesprächen mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zu einem Konzeptpapier der bmvd für das »Medizinstudium der Zukunft«.
»Die Patientenreise fängt bei Google an«
Aufmerksamkeit weckte vor allem der Vortrag von »Dr. Johannes« alias Dr. Johannes Wimmer aus Hamburg. Er präsentierte in einem unterhaltsamen, angeregt diskutierten Vortrag, wie die Vor-Ort-Arbeit des Arztes durch das Internet ergänzt und aufgewertet werden kann. Dr. Johannes illustrierte die Bedeutung der hausärztlichen Versorgung mit einem Bild: Der Hausarzt sei wie ein Lotse, der seinen Patienten durch den Hafen der Medizin führen müsse.
Frisch gestärkt in die Sprechstunde
Nach einer Mittagspause, in der die Besucher sich im Niederlassungscafé mit Lunchtüten und frischem Kaffee versorgen konnten, ging es weiter mit einer moderierten Sprechstunde der besonderen Art. Auf dem Podium stellten sich Dr. Andreas Gassen (Vorstandsvorsitzender der KBV), Dr. Werner Plörer (Hausarzt aus Gotha), Karin Rettkowski (Niederlassungsberaterin der KV Brandenburg) und Robin Charlotte Rätz (Kampagnenstudentin) den Fragen junger Studierender und Ärzte. Die Themen drehten sich um konkrete Fragen zur Niederlassung, Arbeitsbelastung und Verdienstmöglichkeiten von Ärzten.
Im Anschluss nutzten viele Studenten noch bis in den frühen Abend das Angebot des Niederlassungscafés für intensive Gespräche und regen Austausch mit niedergelassenen Ärzten und Beratern aus den KVen.