Gemeinsam statt einsam in die Niederlassung
Der Weg in die eigene Praxis ist für viele junge Mediziner:innen eine Herausforderung. Dr. Theresa Luhmann, Kardiologin aus München, zeigt, wie der Sprung in die Selbstständigkeit gelingen kann – und warum sich das »kalte Wasser« der Niederlassung am Ende mehr als lohnt.
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Die Motivation zur eigenen Praxis reifte bei der dreifachen Mutter bereits während ihrer Zeit als Oberärztin am Klinikum Schwabing. »Das Ziel einer eigenen Praxis mit selbstbestimmtem Arbeiten und unternehmerischer Verantwortung bestand schon recht lange. Zusätzlich reizte es mich sehr, meine ›eigenen‹ Patient:innen über einen längeren Zeitraum zu begleiten,« erzählt Dr. Luhmann.
Den Weg zur eigenen Praxis ging sie strategisch an: »Die Arbeit im ambulanten Bereich hatte ich schon ein paar Jahre vor der Niederlassung in ausgewählten Praxen kennengelernt und wertgeschätzt«. Dennoch erwies sich der Start als echter Marathon: »Der Teufel steckt häufig im Detail – und ich hatte diesen Prozess eben noch nie durchlebt«. Diese Erfahrung motivierte sie, anderen Ärzt:innen den Weg in die Niederlassung zu erleichtern. »Ich hatte das Glück, recht früh in einen virtuellen Austausch mit anderen jungen Kolleg:innen meines Berufsverbands aufgenommen zu werden«, erinnert sie sich. Der dort erlebte konstruktive und wertschätzende Umgang inspirierte sie zu einem eigenen Format.
Netzwerk als Herzstück
Gemeinsam mit drei weiteren Kolleginnen gründete Dr. Luhmann ein Netzwerk für niedergelassene Ärzt:innen. »In der Initiative ›Junge Ärzt*innen in München – neu in der Niederlassung‹ soll es primär um alle Themen außerhalb des fachspezifischen Austauschs gehen – mit Fokus auf die Stadt beziehungsweise Region.« Die monatlichen Treffen, sowohl physisch als auch virtuell, bieten eine Plattform für den informellen Austausch zwischen Kolleg:innen. »Erst vor ein paar Tagen holte ich mir Rat zu einer guten Personalsoftware ein und half einer anderen Kollegin bei einer Frage zum Thema Betriebsurlaub zwischen den Jahren. Solche Themen treiben viele ärztliche Kolleg:innen in den ersten Jahren der Niederlassung um – und eine frische und innovative Perspektive wird wertgeschätzt.«
Niederschwelliger Zugang zum Netzwerk
Eine formlose E-Mail genügt zur Anmeldung. Die Barrieren für den Einstieg seien bewusst niederschwellig, so Dr. Luhmann. Bei den persönlichen Treffen steht der direkte Austausch im Vordergrund, während die virtuellen Zusammenkünfte oft mit Expert:innen als Referent:innen bereichert werden. Wie Dr. Luhmann den Spagat zwischen Netzwerkorganisation und Praxisbetrieb schafft? »Wir teilen uns die Arbeit im Initiator:innenteam und schaffen so vieles «.
Vom Klinik-Mindset zum Unternehmertum
Aus eigener Erfahrung weiß die Kardiologin: Der Übergang von der Klinik in die Niederlassung erfordert ein grundlegendes Umdenken. »Viele Ärzt:innen werden initial im Kontext von Kliniken sozialisiert. Dort sind sie in der Selbstwahrnehmung meist die Helden und die Verwaltung wird meist weniger wertgeschätzt«. In der eigenen Praxis hingegen müssen medizinische Expertise und unternehmerisches Denken Hand in Hand gehen. Eine Herausforderung, die sich lohnt: Die tägliche Motivation findet Dr. Luhmann in der »aufrichtigen Dankbarkeit von Patient:innen und fachlich spannenden, herausfordernden Fällen«.
Über die Autor:innen
Das Redaktionsteam der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist die Dachorganisation aller 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und vertritt die Interessen von Vertragsärzt:innen und Psychotherapeut:innen auf Bundesebene. Auf »Lass dich nieder!« gibt das Redaktionsteam Medizinstudierenden nützliche Tipps rund ums Studium und teilt Erfahrungen und Fakten rund um die ärztliche Niederlassung.