Fachgebiet Psychiatrie: gute Balance zwischen Wissenschaft und Menschlichkeit
Dr. Johannes Weigl ist bereits Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Jetzt ist er auf dem Weg auch Facharzt für die Erwachsenenpsychiatrie zu werden. Was begeistert ihn an diesem Fachgebiet und wie gestaltet er seine zweite Facharztweiterbildung?
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Dr. Johannes Weigl durchbricht mit seiner beruflichen Laufbahn die langjährige Familientradition: Statt wie viele seiner Verwandten auch den Lehrerberuf zu ergreifen, wurde er Mediziner mit Leib und Seele. Johannes Weigl ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und derzeit Arzt in Weiterbildung für Erwachsenenpsychiatrie und -psychotherapie am Krankenhaus Tauberbischofsheim.
Herr Dr. Weigl, können Sie uns kurz schildern, wie Ihr bisheriger Karriereweg verlaufen ist?
Ich habe direkt nach dem Abi das Medizinstudium aufgenommen. Im klinischen Abschnitt habe ich zwei Bereiche vertieft: zum einen das Fachgebiet Psychiatrie, in dem ich Famulaturen absolviert und meine Doktorarbeit geschrieben habe, zum anderen den Bereich der Humangenetik. Mein PJ habe ich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie absolviert. Dort bin ich zunächst geblieben und habe nach einem Fremdjahr in der Erwachsenenpsychiatrie Anfang 2020 meine Facharztprüfung abgelegt. Anschließend habe ich mir einen »Ausflug« in die Humangenetik erlaubt und die Nähe zum Unicampus genutzt, um berufsbegleitend Japanisch zu studieren und abzuschließen. Mittlerweile bin ich wieder zurück im Fachgebiet der Psychiatrie, diesmal im Erwachsenenbereich, und habe vor, den Facharzt auch auf diesem Gebiet zu machen.
Warum haben Sie sich für die Psychiatrie entschieden?
Die Psychiatrie umfasst natur-, geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Aspekte. Der Arbeitsalltag beinhaltet Psychotherapie, Pharmakologie, somatische Medizin und vieles mehr. Das Aufgabenfeld empfinde ich als erfüllend und es bereitet mir Freude. Mir gefällt zum Beispiel das Arbeiten im Team mit unterschiedlichen Berufsgruppen. Zudem gibt es viele Psychiatrien auch in naturnaher, ländlicher Umgebung, man ist nicht an Großstädte und Universitäten gebunden. Dies ist mit ein Grund, warum ich in Tauberbischofsheim angefangen habe.
Sie haben sich entschieden, für Ihre weitere Facharztweiterbildung Kontakt zu dem Weiterbildungsverbund für Psychiatrie und Psychotherapie im Neckar-Odenwald-Kreis und Main-Tauber-Kreis aufzunehmen. Was waren Ihre Beweggründe und welche Berührungspunkte gab es?
Ich habe zunächst die Klinik direkt kontaktiert. Zur Facharztweiterbildung im Bereich Erwachsenenpsychiatrie gehört auch die Ableistung eines Fremdjahres in der Neurologie. Für die Organisation dieses Fremdjahres habe ich Kontakt zum Weiterbildungsverbund aufgenommen. Die Empfehlung dazu kam von meinem Klinik-Chef, Herrn Dr. Jähnel. Der Verbund bietet unter anderem Unterstützung, das Fremdjahr in einer Niederlassung abzuleisten.
Außerdem gibt es eine neue Förderrichtlinie der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg zur Förderung der Facharztweiterbildung. Diese gilt nicht nur für die Weiterbildung im Fremdjahr Neurologie, sondern grundsätzlich, wenn ein Mitglied des Weiterbildungsverbunds in einer Praxis einen Weiterbildungsabschnitt absolvieren möchte. Das Auswahlverfahren für die begrenzten Förderstellen bezieht die Verbundsmitgliedschaft positiv ein. Ich habe mich auch daher bei der Koordinatorin des Weiterbildungsverbundes gemeldet.
Was reizt Sie gerade am ambulanten Bereich?
Ich habe bereits viel stationär gearbeitet, aber den ambulanten Bereich habe ich bisher eher in Form von Institutsambulanzen kennengelernt. Den Alltag in einer Praxis erlebt man in der Ausbildung also eher weniger und insofern fand ich das reizvoll. Ich denke, für einen Psychiater oder eine Psychiaterin sind in der Neurologie die alltäglicheren Krankheitsbilder wie Schwindel, Kopfschmerzen, Polyneuropathien oder Ähnliches möglicherweise ebenso relevant. Und auf diese trifft man in der Niederlassung häufig.
Welche konkreten Erfahrungen haben Sie bisher mit dem Weiterbildungsverbund gemacht?
Meine Ansprechpartnerin dort hat mir meine Möglichkeiten zum Thema Fremdjahr im ambulanten Bereich der Neurologie dargelegt und mich auch beraten, dass es weitere Unterstützungsmöglichkeiten gibt, wenn ich private Anliegen hätte, beispielsweise was Familie anbelangt. Es gibt auch Hilfe bei verschiedenen Teilzeitmodellen oder Fortbildungen.
Ist es für Sie in der Zukunft eine Option, auf dem Land zu bleiben und sich niederzulassen?
Ja, auf alle Fälle. Das ist auch ein Grund, warum ich mich beimWeiterbildungsverbund angemeldet habe. Der persönlichere Kontakt mit den Patient:innen ist für mich sehr schön. Und ich mag die Nähe zur Natur, die ich auch in Zukunft nicht missen möchte, insbesondere wenn Themen wie Familienplanung und Nachwuchs näherkommen.
Über die Autor:innen
Das Redaktionsteam der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist die Dachorganisation aller 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und vertritt die Interessen von Vertragsärzt:innen und Psychotherapeut:innen auf Bundesebene. Auf »Lass dich nieder!« gibt das Redaktionsteam Medizinstudierenden nützliche Tipps rund ums Studium und teilt Erfahrungen und Fakten rund um die ärztliche Niederlassung.