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Niederlassung auf dem Land

»Ich habe einen tollen Vertrauensvorschuss bei den Leuten hier«

Schön ist es auf dem Land zu sein: Allgemeinmediziner Max Viehhäuser hat sich in seiner Heimatregion niedergelassen und im Frühjahr 2022 seine Praxis in der sächsischen Kleinstadt Elsterberg gegründet. Im Interview erzählt er über seine Gründungserfahrung und die Arbeit als Landarzt.

Arzt Max Viehhäuser sitzt in seinem Büro in seiner Praxis in Elsterberg.
Max Viehhäuser leitet seit Anfang 2022 seine eigene Praxis im sächsischen Elsterberg. ©ELLEN Türke Fotografie

Info für mich

Du willst mehr über Max´ Arbeit auf dem Land erfahren? Max teilt Erfahrungen aus seiner Praxis im Blog der KV Thüringen auf www.hausarzt-werden-in-thueringen.de /niederlassungs-blog

Lesedauer: 5 Minuten

Max, warum hast du dich für die Niederlassung entschieden?

Das war schon weitestgehend der Wunsch nach Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung. Ich wollte mein eigener Chef sein und die Abläufe für das Team und den Umgang mit den Patienten so strukturieren, wie ich mir das für mich und meine Mitmenschen wünsche. Außerdem habe ich das ambulante Setting gegenüber dem Krankenhaus sehr zu schätzen gelernt. Ins Krankenhaus müssen die Patienten, weil es ihnen schlecht geht. In der Praxis habe ich die Möglichkeit, auch präventiv zu arbeiten und die Gesundheit der Menschen zu erhalten.

Und warum hast du dich für die Niederlassung auf dem Land entschieden?

Ich bin selber ein Dorfkind aus der Region. Ich bin aber auch viel gereist und habe jedes Mal festgestellt, dass, wenn ich hier in meine Heimatregion komme, sich so ein angenehmes Gefühl von zu Hause einstellt. Auch im Hinblick auf Familie und Kinder gibt es draußen nur wenig Verkehr und viel Ruhe. Und wenn man doch was unternehmen will, ist heutzutage alles gut erreichbar.
Vor allem finde ich aber das medizinische Arbeiten auf dem Land viel spannender. Es gibt nicht so viele Fachärzte in der näheren Umgebung – die Patienten kommen also mit allem, was sie haben, erstmal zu mir. Das ist eine super Möglichkeit, mich da weiterzuentwickeln.

Wie hast du die Eröffnung und Planung deiner Praxis wahrgenommen?

Das war eine sehr, sehr intensive Zeit. So viel Selbstverwirklichung gebündelt in dieser kurzen Zeit habe ich davor noch nicht erlebt. Ich hatte mir bewusst ein halbes Jahr freigenommen, um die Praxis zu planen und zu eröffnen. Das war auch mehr als gut, denn das halbe Jahr hat gerade so gereicht. Eine zusätzliche Herausforderung war natürlich, dass wir in ein historisches Gebäude gezogen sind und es noch umgebaut haben. Dabei gab es gute und auch schlechte Zeiten. Das ging so weit, dass ich abends noch im Bett über die Vorbereitungen grübelte. Aber jetzt nach hintenraus zu erleben, wie sich das alles zusammenfügt und ein rundes Bild ergibt – das ist schon toll.

Was war dir bei der Gestaltung deiner Praxis wichtig?

Ich wollte unbedingt das hausärztliche Spektrum so weit wie möglich abdecken: zum Beispiel mit einem EKG, einer Langzeitblutdruckmessung, Ultraschall und auch Lungenfunktionsdiagnostik. Und es war Glücksache, dass ich in diesem Gebäude den Grundriss der Praxis neu planen konnte. Ich habe darauf geachtet, dass wir schöne und helle Räume haben, einen großen Personalbereich mit einer kleinen Terrasse. Mein Team und ich sollen uns hier auf lange Sicht wohlfühlen und es bis zur Rente aushalten. Ich bin jetzt 32, ein paar Jahre habe ich also noch vor mir.

Hast du auch Unterstützung in dem Prozess erhalten?

Ja, hier vor Ort waren alle froh und begeistert, dass es in einem unterversorgten Gebiet einen neuen Arzt gibt. Das habe ich sowohl von den Menschen hier, aber auch von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und der Landesärztekammer gespiegelt bekommen. Ich wurde geduldig beraten und wenn ich Dinge vergessen habe, weil ich einfach zu viel auf dem Tisch hatte, haben sie die Situation verstanden und mich einfach erinnert. Diese Unterstützung war schon sehr wertvoll.

Ich bin auch froh, dass mir mein tolles Team den Rücken freihält. Meine Frau, die von Haus aus Juristin ist, ist auch mit dabei und unterstützt mich als Praxismanagerin. Das ist wirklich unglaublich entlastend, wenn ich zum Beispiel einen Riesenpoststapel habe und den einfach ungeöffnet weitergeben kann.

Und was sind deine Erfahrungen aus dem Praxisbetrieb bis jetzt?

Ich habe einen ganz tollen Vertrauensvorschuss bei den Leuten hier. Meine Patienten kennen mich ja noch nicht so lange, erzählen mir aber schon im ersten Gespräch so unglaublich viel. Zur Eröffnung standen auch alle Fensterbänke voll mit Blumen, die wir von den Menschen aus Elsterberg und den umliegenden Dörfern als Einzugsgeschenk erhalten haben. Das ist schon echt ein tolles Gefühl. Es ist aber auch eine besondere Erfahrung, mit dem Team gemeinsam zu starten und in die Chefrolle zu kommen – und zu sehen, dass alle miteinander harmonieren.

Deine Erfahrung teilst du ja auch in einem Blog.

Ja, vielleicht gibt es junge Kollegen, die ich damit unterstützen kann. Ich kann ihnen damit natürlich nicht die Arbeit abnehmen. Aber vielleicht stoße ich sie auf Sachen, an die sie noch denken können. Außerdem möchte ich auch gerne auf unsere Region hier aufmerksam machen – so kann ich Kollegen und Kolleginnen für die Arbeit auf dem Land begeistern.

Über die Autor:innen

Das Redaktionsteam der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist die Dachorganisation aller 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und vertritt die Interessen von Vertragsärzt:innen und Psychotherapeut:innen auf Bundesebene. Auf »Lass dich nieder!« gibt das Redaktionsteam Medizinstudierenden nützliche Tipps rund ums Studium und teilt Erfahrungen und Fakten rund um die ärztliche Niederlassung.

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