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Digitaler Seziertisch

Wenn der Finger zum Skalpell wird

Zuerst das Lehrbuch, dann die Leiche. Und dazwischen? Im Medizinstudium lernen Studierende den menschlichen Körper im Anatomie- und Präparationskurs kennen. Mit virtuellen Seziertischen setzen einige Universitäten dabei auf eine digitale Ergänzung.

Eine Studentin bedient den virtuellen Seziertisch in einem Universitätssaal.
Virtuelle Reise durch den Körper: Medizinstudentin Renya Ismail von der Ruhr-Universität Bochum erklärt den digitalen Seziertisch. © Stefan Tempes

Lesedauer: 3 Minuten 

Ein großer, metallener Tisch. Darauf: zwei postergroße Bildschirme. Sie zeigen den menschlichen Körper, mal komplett mit Haut und Haar, mal im mikroskopischen Längsschnitt oder mal als Skelett. Digitale Seziertische geben Studierenden jenseits von Präparationssaal und Lehrbuch einen Einblick in den menschlichen Körper. Entwickelt wurde der Tisch vor rund zehn Jahren in den USA. Auch einige medizinische Fakultäten in Deutschland leisten sich mittlerweile die digitale Lernhilfe, zum Beispiel die Universitäten in Heidelberg, Kiel oder auch Bochum. 

Intuitives Lernen

»Der Tisch ist eine Mittelstufe zwischen Anatomiebuch und Leiche«, erklärt Medizinstudentin Renya Ismail. Seit zwei Jahren arbeitet sie als Tutorin für die digitalen Seziertische und führt ihre Kommilitonen an der Ruhr-Universität Bochum in die verschiedenen Funktionen ein. »Im Buch sieht man den Körper nur eingeteilt nach Kapiteln. Aber am Tisch kann ich zum Beispiel sehen, wie das Nervengeflecht am ganzen Oberkörper entlangläuft.« Besonders für Studierende, die regelmäßig Handy und Tablet nutzen, sei das eine zusätzliche, intuitive Lernmethode. 

Neben  dem menschlichen Körper und seinem Innenleben, stellen die Displays unter anderem cytologische Bilder sowie Röntgen- und MRT-Aufnahmen dar. Gleichzeitig können Studierende am Bildschirm ihre Schnitttechnik üben, in dem sie mit ihrem Finger über die gewünschten Stellen fahren. »Mit dem Tisch bereiten wir uns auch auf die Präparationskurse am Körperspender vor. Bei einem falschen Schnitt können wir die Ansicht auf dem Display einfach wieder zurücksetzen.«

Ersatz für den Präp-Kurs?

Also keine Notwendigkeit mehr für die Arbeit an echten Leichen? Tutorin Renya findet: Nein. »Der Präp-Kurs ist durch nichts zu ersetzen, denn nur dort können wir die Muskeln anfassen, die Konsistenz der Organe erfahren und die Tiefe im menschlichen Körper begreifen.« Trotzdem spricht sie von einer guten Ergänzung: »Die Tische sind den Studierenden zugänglicher als Körperspender. Sie können rund um die Uhr genutzt werden, Fehler können ungeschehen gemacht werden. Außerdem kann die digitale Einsicht in den menschlichen Körper erste Hemmungen vor dem eigentlichen Präparationskurs nehmen.«

 

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