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Sport

Torjubel im Expertencheck

Ob Diver, Huckepack-Jubel oder Knie-Slide: Fußballspieler feiern ihre Tore auf viele Arten – und das nicht immer verletzungsfrei. Zur WM 2018 untersucht ein niedergelassener Experte fünf extravagante Torjubel auf ihr Verletzungsrisiko.

Eine Illustration zum Thema Fußball.

18 Tore schoss die deutsche Fußballnationalmannschaft während der WM 2014 in Brasilien – und wurde am Ende Weltmeister. In Russland will sie dort anknüpfen. Was die Spieler beim Torjubel beachten sollten, erklärt Matthias Träger, niedergelassener Orthopäde und Mannschaftsarzt des Fußballvereins 1. FC Neubrandenburg 04.

Der Huckepackjubel

Fußballer wollen hoch hinaus. Beim Torjubel sollten sie sich das aber gut überlegen. So schaffte es Arsenals Verteidiger Steve Morrow 1993 nach dem entscheidenden Tor gegen Sheffield Wednesday sogar bis auf die Schultern eines 1,90 Meter großen Mitspielers, fiel dann aber so unglücklich, dass er sich den Arm brach. »Das ist also für alle Beteiligten nicht ohne«, sagt der niedergelassene Orthopäde und Sportmediziner Matthias Träger. Denn auch für Mitspieler kann der Sprung auf den Rücken schmerzhaft enden. »Wer einen Teamkollegen schultert, sollte stabil stehen, sonst kann man schnell nach vorne umfallen und umknicken. Zudem kann es zu Muskelzerrungen im Rücken oder Funktionsstörungen der Wirbelsäule kommen.«

Verletzungsrisiko: mittel

Der Diver

Einst von Jürgen Klinsmann in Diensten von Tottenham Hotspur eingeführt, hat sich der Diver in den Stadien der Fußballwelt durchgesetzt. Auf großer Bühne tauchte zuletzt Gareth Bale im Champions-League-Finale nach seinem Fallrückziehertreffer ab. Er nahm Anlauf, breitete die Arme aus, sprang ab und rutschte auf dem Oberkörper über den Rasen im Kiewer Olympiastadion. Da Matthias Träger von ähnlichen Bedingungen in Russland ausgeht, hält er den Diver für harmlos. »Bei einer Weltmeisterschaft erwarte ich einen Rasen, der so weich ist wie ein Teppich. Er wird auch eine gewisse Höhe haben und gut gewässert sein, weshalb ich im Diver kein Problem sehe.« Anders als bei anderen Torjubeln lasse sich dieser besser kontrollieren. Natürlich entstehe bei der Landung ein leichter Druck auf der Brustmuskulatur. Aber: »Bevor die Spieler zum Tauchgang ansetzen, spannen sie ihre Muskulatur so an, dass sie fest und stabil genug für die Rutschpartie ist.«

Verletzungsrisiko: niedrig
 

Der Jubelhaufen

Einer trifft, alle springen auf ihn drauf. Der Jubelhaufen ist nichts für Klaustrophobiker. Und auch sonst hält ihn Matthias Träger für wenig ratsam: »Ich möchte nicht der sein, der unten liegt.« Denn diese Art der Freude kann ziemlich schwer wiegen, schließlich lasten schnell mehrere hundert Kilo auf dem Torschützen. »Wenn sich der Haufen auflöst, kann man oft beobachten, dass der untere Spieler kurz humpelt, weil das Gewicht einfach zu schwer war.« Zu welchen Verletzungen es kommen kann? Blessuren der Wirbelsäule, ein verdrehtes Sprunggelenk oder Bänderschäden seien nicht ausgeschlossen, sagt Träger. »Dieser Jubel ist unkontrollierbar: Man weiß einfach nicht, wann und wie andere auf einen draufspringen.«

Verletzungsrisiko: hoch
 

Der Knie-Slide

Mit Anlauf auf den Knien landen und über den gewässerten Rasen rutschen: »Diesen Jubel halte ich für einen der empfehlenswertesten«, sagt Matthias Träger. Denn das Risiko, sich hierbei das Knie zu verdrehen oder eine Bandruptur zuziehen, sei sehr klein. »Bei Kunstrasen sehe ich das anders. Aber auf gewässertem Naturrasen kann man eigentlich nicht hängen bleiben«, ergänzt der Orthopäde. In der Verbandsliga habe er zwar schon erlebt, dass sich Spieler an Fremdkörpern im Rasen – wie etwa Metall – Schnittwunden am Knie zugezogen hätten. »Aber das kann ich mir bei einer Weltmeisterschaft nicht vorstellen.«

Verletzungsrisiko: niedrig
 

Der Salto

Sie sind schön anzusehen, aber schwierig zu landen. In Deutschland hat Miroslav Klose dem Salto zu größerer Popularität verholfen. Nur stand der Klose-Salto nicht immer für die besten Haltungsnoten. 2008 landete er nach einem Treffer für Werder Bremen so unglücklich, dass er anschließend vom Platz humpeln musste. »Wer bei der Landung umknickt, kann sich schnell das Knie verdrehen, sich eine Bänderläsion im Sprunggelenk oder eine Bänderdehnung zuziehen«, sagt Matthias Träger. Das könne zum Beispiel passieren, wenn Spieler auf dem Standbein aufkommen und das andere Bein zu locker stehe. Der ehemalige nigerianische Nationalspieler Celestine Babayaro brach sich nach einem Rückwärtssalto sogar einmal ein Bein. »Deshalb würde ich auf den Salto komplett verzichten«, erklärt Träger.

Verletzungsrisiko: hoch
 

Und was heißt das für den Torjubel bei der WM in Russland? »Nach einem Tor wird sehr viel Energie freigesetzt. Je entscheidender das Tor, desto unkontrollierbarer fällt der Jubel oft aus«, sagt Träger. Im Zweifel lohne sich der weniger riskante Freudentaumel: »Im Vorfeld sollte man sich überlegen, ob man sich nach dem entscheidenden Elfmeter vom Jubelhaufen begraben lässt oder seinen Mitspielern im ersten Moment entflieht und einfach durchs Stadion rennt.«

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