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Gemeinschaftspraxis

»Wer in seinem Job viel gibt, braucht Abwechslung«

Athen, Baltimore, Berlin: Ioanna Loupasaki hat in drei Ländern als Ärztin gearbeitet. Hier erzählt die Griechin, warum sie sich für Deutschland und gegen eine der bekanntesten Kliniken der Welt entschieden hat.

Ärztin blickt in die Kamera.
»Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat hier einen höheren Stellenwert als in den USA«, sagt Augenärztin Ioanna Loupasaki. Bild: © Heiko Laschitzki

Ioanna Loupasaki lebt seit sechs Jahren in Berlin und arbeitet seit 2017 als Fachärztin für Augenheilkunde in einer Gemeinschaftspraxis. Der Weg dorthin war nicht immer einfach. Denn sie musste sich ihre Athener Ausbildung bei der Ärztekammer anerkennen lassen, eine Stelle als Assistenzärztin suchen und kulturelle Hürden überwinden. »Die erste Zeit war  schon hart«, sagt die 32-Jährige. Zwar fand sie eine Ausbildungsstelle an einer Potsdamer Klinik, doch war der Mentalitätsunterschied im Vergleich zu Griechenland groß. So erinnert sie sich noch gut an eine ihrer ersten Erfahrungen mit den neuen Kollegen. »Ich habe einen Tag vor meinem Geburtstag einen selbstgebackenen Kuchen mitgebracht – und hätte am liebsten 40 Tage lang gefeiert«, erzählt sie. »Doch dann wollte keiner etwas vom Kuchen nehmen oder mir gratulieren, weil das angeblich Unglück bringt. Das hat mich sehr traurig gemacht.«

»Tanzen hilft mir beim Abschalten«

Auch mit der Sprache klappte es nicht auf Anhieb. Sie hatte zwar während ihrer Athener Schulzeit Deutsch gelernt, musste sich im Berliner Alltag aber erst zurechtfinden. Beim Bäcker gab es Schrippen statt Brötchen, der Stadtteil hieß jetzt Kiez – und auch die medizinische Fachsprache hatte nicht zu den Lehrinhalten des Athener Deutschunterrichts gehört. »Ich habe weniger verstanden als ich dachte«, erinnert sich Ioanna Loupasaki.

Heute ist das anders. Sie fühlt sich wohl in der Hauptstadt, spricht wahlweise deutsch, englisch oder griechisch – und hat in ihrer Freizeit einen idealen Ausgleich gefunden. Denn die ausgebildete Modern-Jazz-Tänzerin absolvierte neben ihrer medizinischen Fachausbildung in Berlin ein neunmonatiges Tanzprogramm. Eigentlich tanzt sie, seitdem sie fünf Jahre alt ist, musste ihr großes Hobby aber zwischenzeitlich für die Arbeit vernachlässigen. »Erst als ich mit dem Kurs begonnen habe, ist mir klargeworden, wie sehr mir das gefehlt hat«, sagt sie und erklärt: »Wer in seinem Job viel gibt, braucht in seiner Freizeit Abwechslung, um neue Energie zu tanken. Ich mache Modern Dance. Das hilft mir dabei, abzuschalten und mich danach noch besser fokussieren zu können.« So tanzt sie inzwischen fünf- bis sechsmal die Woche und lässt sich zudem zur Kudalini-Yogalehrerin  ausbilden. Mit ihrer Anstellung als Augenärztin lässt sich das gut verbinden, da sie in Teilzeit 25 Stunden pro Woche arbeitet.

»In den USA ist das Leben sehr berufsorientiert«

Dass solche Modelle in Deutschland möglich sind, war für sie entscheidend. Zwar arbeitete Ioanna Loupasaki nach ihrem ersten Ausbildungsjahr in Athen mehrere Monate in den USA am John Hopkins Hospital – einer der bekanntesten Kliniken der Welt ?, doch lehnte sie dort eine Forschungsposition ab. Zum einen, weil sie keinen Kredit für die Arbeitserlaubnis aufnehmen wollte. Zum anderen, weil sie sich mit der Arbeitsmentalität nur schwer anfreunden konnte. »In den USA ist das Leben sehr berufsorientiert und weniger sozial als in Deutschland. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat hier einen höheren Stellenwert – und ich wollte beides haben.«

Warum sie sich für die Augenheilkunde entschieden hat? »80 Prozent von dem, was wir über unsere Umwelt wissen, kennen wir durch unsere Augen und nicht durch die anderen Sinnesorgane. Deshalb haben mich Augen schon immer interessiert.« Irgendwann wird sie der Augenheilkunde vielleicht auch in ihrer eigenen Niederlassung nachgehen. »In einer Gemeinschaftspraxis«, sagt sie. »Für die Einzelpraxis bin ich nicht der Typ.«

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